Kreativität & Innovation
Das Gehirn in Bestform

Ohne Kreativität keine Innovation

Veränderungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft gehen immer schneller vor sich. Die Produktzyklen werden immer kürzer, Innovationen immer mehr. Kam ein neues Auto vor 30 Jahren alle 12 Jahre auf den Markt, so sind es mittlerweile alle 4-6 Jahre. Und Updates werden fast jährlich eingeführt. Kreativität, die Basis aller Innovationen, ist der Motor der Ökonomie. 

Nicht nur in der Wirtschaft ist Kreativität gefragt. Auch in  unserer Gesellschaft spielt sie eine immer größere Rolle. Wir müssen Klimawandel und Umweltverschmutzung aufhalten und dazu gemeinsam neue Wege finden. Schulen, Renten, Sozialstaat – alles braucht kreative Ideen und Neuerungen. Kreativität ist auch in der Firma überall gefragt, nicht nur im Marketing. Kreativ müssen wir in allen Bereichen der Firma sein, ob das jetzt Produktion, Administration oder Logistik ist. Ohne sie keine Neuerungen und Verbesserungen. 

Doch wie können wir Kreativität fördern und unser Ideenpotential ausbauen? 

Das Problem unserer Zeit

Einer der schlimmsten Irrglauben unserer heutigen Zeit ist, dass nur wenige Menschen mit Kreativität gesegnet sind. Total falsch! Jeder kann kreativ sein. Aber Kreativität, die man nicht nutzt, kann sich nicht entwickeln. Sie verkümmert und man hat den Eindruck man hätte keine Ideen. Doch je mehr man sie nutzt, je mehr blüht sie auf.

Kreativität ist eine Gewohnheit (Robert Sternberg). Sie gehört zu unserem normalen Leben dazu und ist nicht auf Picasso, Einstein oder Warhol beschränkt. Leider werden aber kreative Ideen in unseren Schulen noch häufig abgestraft. Immer wenn Kinder sich nicht an bestimmte Vorgaben halten, gilt das als schlecht. So wird häufig die Kreativität ausgetrieben statt gefördert. Das es auch anders geht, zeigen viele alternative Konzepte, besonders in den skandinavischen Ländern.

Menschen sind kreativ, weil sie sich häufig bewusst dazu entscheiden, nicht mit einer Routine auf eine bestimmte Situation zu reagieren. Sie wollen ihre Ideen und Werte in die Welt setzen. Kreativität ist damit auch eine Routine – aber eben eine welche raus aus dem Autopiloten geht und bewusst über die Situation reflektiert. Damit man andere Wege gehen kann, gibt es einige Faktoren, welche Kreativität unterstützen.

Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sich die Idee durchgesetzt hat

Mark Twain

Was ist denn kreativ?

Kreativität beinhaltet einen schöpferischen Akt, der etwas Neues erfindet und der ein Denken „out of the box“ verlangt. Kreativität ist ein mentaler, schöpferischer Prozess, der neue Ideen in die Welt bringt. Ideen entstehen durch die Kombination unterschiedlicher Informationen in unserem Kopf. Wir bringen neuronale Netzwerke und Informationen miteinander in Beziehung, die zuvor nichts miteinander zu tun hatten. 

Dieser Vorgang passiert ganz oft in unserem Kopf. Haben wir ein Problem und denken darüber nach, zündet unser Gehirn einen Nachbrenner. Unser Unbewusstes denkt weiter über das Problem nach. Je länger wir bewusst Zeit investiert hatten, je länger arbeitet auch unser Unbewusstes daran. Viele kreative Menschen machen deshalb bewusst Spaziergänge, Tagträumen oder folgen einer Routinetätigkeit. Dann kann unser Unbewusstes sich nämlich auf die Lösung des Problems ausrichten. 

Und plötzlich kommt dann der Aha-Effekt. Uns schießt eine tolle Idee in den Kopf. Das passiert am Tag sehr sehr oft. Aber wir haben verlernt, es zu bemerken. Wir müssen diesen spontanen Eingebungen mehr Raum geben und darauf fokussieren. Sonst sind die guten Ideen nämlich nach ein paar Sekunden verschwunden. Und für immer verloren. Mir passiert so was häufig beim Joggen. Ich habe eine tolle Idee und bin ganz begeistert davon. Früher kam ich dann nach Hause und konnte mich nur noch erinnern, dass ich eine gute Idee hatte. Welche? Ich wusste es nicht mehr. Seitdem ich das bemerkt habe, fange ich an über die Idee nachzudenken. Ich erzähle mir, wie die Idee realisiert werden könnte. Dadurch festigt sich die Idee! 

 

Unterstützende Faktoren der Kreativität

Kreative Menschen die etwas Besonderes in die Welt bringen macht aber noch mehr aus. Sie haben verschiedene unterstützende Eigenschaften, die mit der Kreativität zusammenhängen. Man kann die Faktoren als Bestandteile der Kreativität sehen, oder als separate Faktoren, welche Kreativität unterstützen.

Kreative Menschen haben auf jeden Fall einige dieser Faktoren in besonderem Maße:

a) sehen und suchen Dinge, die andere Menschen nicht erkennen
b) gehen Risiken ein, die andere Menschen aus Angst nicht eingehen
c) haben den Mut, sich der Menge zu widersetzen
d) stehen für ihre eigenen Überzeugungen ein
d) Überwinden Hindernisse und Herausforderungen

Alle diese Faktoren sind Bestandteile eines erfüllten Lebens. Aber auch Eigenschaften, die sich gegenseitig unterstützen. Das Gute ist, alle diese Eigenschaften können wir lernen und uns aneignen. Sie kommen mit der Kreativität, wenn wir sie entwickeln.  

Das Gehirn und Kreativität

Das Gehirn spielt bei der Kreativität eine große Rolle. Die Neurobiologie zeigt uns, dass eine besondere Form von Denken gefragt ist. Wir sind auf der Arbeit oft konzentriert und fokussiert. In diesem Modus kann man im Gehirn Beta-Wellen messen. Sind wir jedoch kreativ, dann sind wir außerhalb unseres Beta-Bereichs. Das kann immer dann geschehen, wenn wir entspannt und mit Ruhe durch die Welt gehen. Dann verbindet das Gehirn bestehende Informationen, zu noch nie dagewesenen Ideen, zu etwas Neuem. Die Abwechslung von Fokus und Entspannung ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für Kreativität.

Auch wenn ich überzeugt bin, das jeder kreativ sein kann, so bin ich auch überzeugt, das mit der Kreativität einige begleitende Faktoren notwendig sind, wenn wir wirklich etwas großartiges Neues in die Welt setzen wollen. Alle haben auf die ein oder andere Weise ihren Ausgangspunkt in unserem Kopf. Was wiederum zeigt wie wichtig unser Gehirn für die Kreativität ist.

 

Drei kognitive Fähigkeiten sind dabei wichtig:

a) die Fähigkeit, Probleme auf neue Weise zu sehen und den Grenzen des konventionellen Denkens entkommen
(b) die analytische Fähigkeit, die eigenen Ideen und Grenzen zu erkennen, und wissen welche Ausbrüche es wert sind, verfolgt zu werden und welche nicht
(c) das Praktische – die Fähigkeit, andere zu überzeugen und anderen Menschen den Wert der eigenen Ideen zu verkaufen und sie dafür zu begeistern

Voraussetzung, das die kognitiven Fähigkeiten wirklich zu etwas Neuem führen sind dann

Wissen
Was das Wissen betrifft, muss man genug wissen über ein Feld, um es voranzubringen. Man kann sich nicht über ein Feld hinausbewegen, wenn man nicht weiß wo es endet.  Andererseits kann Wissen über ein Fachgebiet zu einer geschlossenen und festgefahrenen Perspektive führen, Man muss sich also entscheiden sein bisheriges Wissen nutzen, sich aber auch dafür entscheiden, es nicht zu einem Hindernis werden zu lassen.

Denkstile oder Mindset
Dinge neu zu denken, zu sehen, zu fühlen und anders zu entscheiden als der Mainstream ist dabei besonders wichtig. Das ist mehr eine Gewohnheit, als eine besondere Fähigkeit. Und in großen und im Kleinen zu erkennen, welche Fragen jetzt wichtig sind und damit den Fokus anders zu setzen ist ein besonderes Mindset.  

Zu den besonderen Eigenschaften gehören auch die Resilienz mit der Überwindung von Hindernissen, Bereitschaft, vernünftige Risiken einzugehen, Ambiguität zu tolerieren, und Selbstwirksamkeit zu besitzen

Motivation
Eine intrinsische, aufgabenorientierte Motivation ist ebenfalls hilfreich. Die Forschung von Teresa Amabile hat gezeigt, das besonders Leute, mit einer intrinsischen Motivation für kreatives Arbeiten auch großartige Dinge schaffen. Menschen, die lieben was sie tun und es tun ohne ein Belohnung zu erwarten. Denn dann konzentrieren Sie sich auf die Arbeit.

Wenn diese Komponenten zusammen kommen, dann kann Kreativität besonders gut gedeihen. Auch wenn das ein oder andere nicht da ist, kann Kreativität da sein. Aber das Optimum entsteht durch die Kombination dieser Faktoren. Des weiteren bin ich davon überzeugt, das kreative Prozesse, die oben genannten Faktoren fördern, aber auch umgekehrt. Sie bedingen sich gegenseitig.

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.

Pablo Picasso

 Kreativität ist ein Prozess

Kreativität ist nicht allein der Moment der spontanen Eingebung. Es stimmt, es gibt diese Momente, die für uns wie AHA-Effekte wirken und augenscheinlich ohne Grund auftauchen. Jede Eingebung ist das Resultat eines kreativen Prozesses, der einige Stunden oder auch Wochen dauern kann. Wenn Sie wissen, wie er funktioniert, dann können Sie sich in Zukunft viel Zeit mit der Ideenfindung sparen. Hier sind die einzelnen Schritte:

1. Frage oder Problemformulierung
Die richtige Frage ist bei der Kreativität unglaublich wichtig. Häufig sind Fragen nicht spezifisch genug und zu allgemein. Sie sind für unser Hirn zu komplex. Stellen Sie also möglichst einfache Fragen.
2. Informationssammlung
In dieser Phase sammeln wir alle Informationen zu diesem Thema. Damit aktivieren wir die notwendigen Netzwerke in unserem Gehirn und fügen weitere wichtige Informationen hinzu.
3. Inkubation
Anschließend machen wir mal bewusst etwas ganz anderes. Wir gehen spazieren, lesen ein Buch oder backen einen Kuchen. Dabei denkt das Hirn unbewusst über die Problemstellung nach. Es arbeitet, ohne dass wir etwas davon merken.
4. Einsicht
Und plötzlich kommt da diese tolle Idee, oder besser noch die vielen Ideen, die eine mögliche Lösung darstellen. Wann sie kommt, kann man nicht genau sagen.
5. Optionen bewerten und Auswahl.
Diese erhaltenen Optionen bewerten wir und suchen die beste Option aus.
6. Implementierung
Hier kommen wir ins Tun und implementieren die beste Option.

Insgesamt können Sie an drei Komponenten ansetzen, um Ihre Kreativität zu erhöhen:
– Expertise: tiefes Wissen, um alle Fakten zusammen zu tragen
– Kreatives Denken&Mindset: Fähigkeit, um in der Vorstellung Probleme zu lösen
– Motivation: Energie, um mit einer Aufgabe bis zum Ende durchzuhalten

Blockaden überwinden

In unserer Gesellschaft gibt es eine Unmenge an mentalen Blockaden, die unsere Kreativität hemmen. Hier kurz die wichtigsten:
– Die Überzeugung: Ich bin gar nicht kreativ! Das ist Unsinn. Jeder hat die Anlage kreativ zu sein. Aber man muss üben und sie nutzen.
– Für jedes Problem gibt es nur eine richtige Antwort. Das ist Unsinn. Es gibt zu jedem Problem eine Unmenge an Lösungen.
– Das ist doch nicht logisch. Viele glauben, eine Lösung müßte logisch sein. Genau, das sind kreative Lösungen meist nicht. Deshalb sind sie kreativ.
– Sei mal praktisch. Dieser Satz ist der Killer jeder Kreativität. Kreativität ist genau das Gegenteil. Nicht logisch und auf den ersten Blick auch gar nicht praktisch.
– Strikte Zielorientierung, fixe Lösungswege und Prozess von denen man nicht abweichen möchte
– Starke Bewertungsängste hemmen die Kreativität
– Gedankliche Schranken und Glaubenssätze sind vielleicht die größten Hemmschuhe für Kreativität. Werte und Normen verhindern ein Denken in verschiedene Richtungen, weil man diese im Kopf gar nicht denken darf. Sie kommen durch Erziehung oder kulturbedingte Zwänge zustande.

Diese Blockaden sind richtige Killer. Lassen Sie sich davon nicht irre machen. Im Neuroleadership identifizieren wir diese Blockaden und wandeln sie in kreative Energie um. 

Wie Sie ihre Kreativität steigern können?

 

Halten Sie sich an den Prozess. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema aber lassen sie dem Gehirn auch Raum, darüber nachzudenken. Es braucht Inkubationszeit.

  • Beschäftigen Sie sich weniger mit sich selbst. Beschäftigen Sie sich mit der Erforschung der Umgebung
  • Versuchen Sie jeden Tag über etwas zu staunen und etwas Neues zu entdecken. Schreiben Sie täglich auf, worüber Sie erstaunt waren
  • Versuchen Sie, mindestens einen Menschen pro Tag in Erstaunen zu versetzen
  • Wenn Sie einen Funken Interesse verspüren, folgen Sie dem Gefühl
  • Beginnen Sie jeden Morgen mit einem konkreten Ziel, auf das Sie sich freuen können
  • Alles, was sie gut tun, bereitet Freude (verwandeln Sie Alltagsaktivitäten so, daß sie Freude bereiten)
  • Erhöhen Sie die Komplexität einer Aufgabe, wenn Sie unterfordert sind