female hands with pen writing on notebook with morning coffee and croissant

Wir werden zu dem, was wir denken

Das ist ein Statement von Gerald Hüther und eine Behauptung, die ich 100% bestätigen kann. Ich kann mich selbst  unterschiedlich wahrnehmen und verschiedene Dinge über mich denken. Sicherlich gibt es da ganz viele Variationen, aber im Wesentlichen gibt es Zwei. Ich kann ich mich als glücklichen, energiereichen und kreativen Menschen sehen (ich nenne ihn mal K), oder aber als Opfer der Umstände und der Umgebung, die es nicht gut mit mir meint(ich nenne ihn mal O). Ich kenn beide Zustände sehr gut. Die Konsequenz aus beiden Denkweisen ist dramatisch.

Als K bin ich glücklich, ich habe Energie und bin kreativ. Ich sehe das Leben als leicht und wunderschön, bemerke wie unglaublich toll andere Menschen sind. Ich starte viele neue Projekte und kann locker mit Rückschlägen umgehen. Kurzum, ich bin zufrieden so wie es ist.

Als O vergehe ich in Selbstmitleid und habe wenig Antrieb und Energie. Das Leben ist schwer und mühsam, andere Menschen wollen mir etwas antun. Ich bin richtig unglücklich.

Es scheint, als habe ich zwei Konzepte bzw Netzwerke von mir im Kopf, die miteinander streiten (Ich weiß, viele Coaches und Therapeuten werden einwenden, dass es nicht nur 2 sind und das ist wahrscheinlich richtig). Was mich ärgert sind die energielosen Phasen, die eindeutig länger sind als die energiereichen. Und irgendwie scheint das mein Grundzustand zu sein. Wenn ich nichts tue, dann kommen ruinöse Gedanken von allein.

Es gibt viele verschiedene Experimente, die zeigen das ein Gehirn zu dem wird, zu das man es am meisten gebraucht. Die Motorik der Greifhand von Geigenspielern vergrößert sich mit dem Üben und Lernen, Taxifahrer in London haben einen vergrößerten Hippocampus, der für das räumliche Ortsgedächtnis zuständig ist. Blinde die Blindenschrift lesen können, haben eine verbesserte Perzeption an den Fingerspitzen. Je mehr wir bestimmte Teile unseres Gehirns und bestimmte Denkmuster verwenden, je mehr Platz wird ihnen im Gehirn eingeräumt.

Vielleicht bemerken wir das auch an uns selbst. Wenn ich über einen längeren Zeitraum mit Menschen zusammen bin, die primär negativ eingestellt sind, dann sehe ich förmlich eine Vergrößerung meiner Negativität. Genauso verhält sich das aber auch mit positiven Menschen. Oder mit Workaholics, oder energielosen Personen. Irgendwie färbt es ab.

Dieser O-Zustand macht mich nicht glücklich. Deshalb will ich natürlich gerne im K Zustand verweilen. Die Frage ist: Wie komme ich dahin? Besonders, wenn mein Grundzustand tendenziell in den O-Zustand geht. Meine Erfahrung ist: Ich muss immer aktiv etwas tun, um in den K-Zustand zu kommen. Aber zum Glück gibt es Einiges, was mich aus dieser negativen Gedankenspirale herausreißt. Eine der Dinge ist Sport. Ich laufe gerne durch den Wald und um einen nahegelegenen See. Das Laufen bewirkt einen positiven Push im Hirn, ausgelöst durch Endorphine, die bei langen Läufen oder bei intensiven kurzen Läufen ausgeschüttet werden. Auf einmal habe ich wieder Energie und kann mein Leben genießen. Darüber hinaus bewirkt Sport eine Freisetzung von BDNF (brain derived neurotrophic growth factor), der für das Wachstum von Nervenzellen wichtig ist.

Zum anderen kann ich arbeiten, Aufgaben erledigen und selbstgesteckte Ziele erreichen. Jedes Ziel, das ich mir setze und die intensive Arbeit daran, löst einen Glücksmoment bei mir aus. Auch hier ist es wie beim Sport. Wenn ich etwas erreiche, werden Endorphine ausgeschüttet. Voraussetzung dafür ist allerdings, dass ich die Arbeit gerne erledige und ein ernsthaftes Interesse habe, das Ziel zu erreichen. Ich gebe zu, als Selbständiger hat man es da einfach, weil man sich seine Ziele besser aussuchen kann. Jeden Tag Ziele setzen und versuchen, diese auch zu erreichen, kostet mich Energie. Aber jedes Häkchen hinter einem Ziel ist ein Erfolg, der mich positiv stimmt.

Was wir aber auch tun können, um uns in einen K-Zustand zu versetzen ist das Folgende: Ich kann meine Gedanken bewusst auf positive Dinge richten, indem ich mich damit beschäftige. Ein Tagebuch des Glücks ist deshalb ein wichtiges Instrument für mich geworden. Hier schreibe ich auf, welche guten Seiten Menschen haben und schreibe auf, was mich glücklich macht. Das beschäftigen mit diesen Dingen macht mich froh und bringt mich in einen positiven Zustand. Und das Ganze wirkt, denn je mehr ich mich mit K beschäftige, je größer wird auch der Raum im Gehirn dafür.

Einen ähnlichen Effekt hat das Meditieren. Der bewusste Umgang mit meinen Gefühlen, das Aufspüren der Gefühle und auch das Zugeben bewirkt in mir ein Freisetzen von guten Gedanken. Genauso wie die Musik. Jedes neue Lied das ich spiele oder singe setzt neue Kräfte frei.

Sie merken, mir geht es sehr um Denkmuster und die Dinge die mich treiben. Weil ich bemerke wie meine Einstellung, mein Glück und meine Leistung beeinflusst. Die Mechanismen, die im Hirn dazu beitragen sind sicherlich sehr komplex. Aber die Wirksamkeit der oben genannten Methoden ist wissenschaftlich belegt. Und sie alle unterliegen der simplen Wahrheit: Je mehr ich es tue, je besser wird es. Unser Gehirn ist keine autonome Masse, die arbeitet, ohne dass wir etwas tun können. Wir können uns entwickeln zu etwas, auf das wir stolz sein können. Was wir dazu tun müssen, wir müssen es so benutzen, wie wir es haben wollen.

Ein Beispiel aus meinem Leben. Ich bin ein emotionaler Mensch. Manchmal können mich Menschen auf die Palme bringen. Dann werde ich sauer und meine Selbstkontrolle läßt nach. Ich sehe in dem Anderen nicht mehr einen freundlichen Gegenüber, sondern einen Angreifer, gegen den ich mich zu verteidigen habe. Was ich dann sicher nicht anstrebe, ist eine gütliche Einigung für alle, oder sagen wir eine Win-Win Situation. Wenn ich mich aber zuvor vorbereite und ich aufschreibe, warum ich die Menschen um mich herum schätze. Wenn ich mir durch Aufschreiben klar mache, was mein Herz möchte und ich das auch anstrebe, dann komme ich in ein anderes Denkmuster und kann freundlicher und ehrlicher verhandeln.

Diese bewusste Orientierung meines Fokus kostet mich Energie. Ich muss mich also selbst immer wieder dazu bringen, das Gute zu suchen und in mir zu erwecken. Aber eins merke ich deutlich, je mehr ich das mache, je einfacher wird es.

Wörter, die verändern

Ein wichtiger Teil der Transformation ist es unsere Kommunikation verändern. Ein wichtiger Teil der Kommunikation sind Wörter. Andere Wörter führen zu einem anderen Leben. .
Warum? Weil Wörter und hier ganz besonders Metaphern ein bestimmtes Denkmuster festlegen und ein Bild aufrufen. Nehmen wir das Wort Steuererleichterungen. Das impliziert, das Steuern eine Last sind, die man leichter machen kann. Ein Wort impliziert also schon eine ganze Ideologie. Nutzen wir das Wort, dann übernehmen wir auch diese Denkweise.
Im Gegensatz dazu können Steuern auch als Mittel gesehen werden, um unser Zusammenleben geordnet ablaufen zu lassen und uns eine Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Idee geht mit der Nutzung des Wortes Steuererleichterungen aber abhanden.
Was passiert noch in unserem Kopf? Sie werden nicht allein abgespeichert sondern im verbund mit Erlebnisse, Bewertungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Bei jeder Nutzung werden bei Nutzung des Wortes mit aufgerufen und aktiviert. Das ist der Grund, warum wir bei manchen Worten sehr gute oder sehr schlechte Emotionen haben. Je emotionaler das Wort, je größer der Einfluss auf das was im Kopf passiert.
So sind mit dem Wort „Fehler“ häufig Erlebnisse gekoppelt, die wir als schwierig bewerten oder sogar frustrierend, stressig oder ärgerlich. Und so sind auch Emotionen gekoppelt, die einen nicht glücklich machen. Eventuell werden durch die Nutzung des Wortes Fehler sogar schon Widerstände gegen die Situation oder den Nutzer des Wortes ausgelöst. Das passiert im Unterbewusstsein und wir bemerken von den inneren Prozessen meist nichts. Nutze ich jetzt das Wort Fehler dann passiert bei mir im Kopf etwas mit der Bewertung der Situation und das Risiko ist groß, das ich Menschen in einen Zustand bringe, der Kreativität, Veränderungswillen und die kognitive Leistungsfähigkeit mindert.
Ja, werden einige sagen, wir sagen ja nicht nur ein Wort sondern Sätze oder ganze Geschichten. Das ist richtig. Aber häufig nutzen wir Worte die zueinander passen und ähnliche Zustände auslösen und uns an ähnliche Situationen erinnern und ein Gefühl manifestieren. Die akkumulieren und festigen dann einen negativen Zustand.
Als Führungskräfte müssen wir uns deshalb ganz oft fragen „Sind die Worte die ich nutze die richtigen für meine Zwecke? Lösen sie die richtigen Assoziationen aus und aktivieren sie die richtigen Denkmuster“?
Ich habe mich zum Beispiel dazu entschlossen Fehler zu ersetzen. Entweder durch das Wort Missgeschick oder durch das Wort Lernmöglichkeit. Im Gegensatz zu Fehler ist Lernmöglichkeit ist ein Wort das mich motiviert. Ich kann mich entwickeln und neue Möglichkeiten im Kopf finden und das auch in meinem Gegenpart bewirken.
Für Veränderungsprozesse müssen wir uns also gut überlegen, welche Wörter wir denn nutzen wollen, um Zustimmung und Motivation zu wecken. Hier meine besonderen Lieblinge.
Statt Fehler nehme ich Lernmöglichkeit
Wer ist schuld ersetze ich durch Wie ist das passiert?
Statt Problem Verbesserungsmöglichkeit/Herausforderung
MA sind im Widerstand durchMA mit Bedenken
Ich bin verzweifelt durch Ich bin kurz vor der Wende
Das ist unmöglich durch Mal sehen, wie wir das hinkriegen

Ich weiß, es gibt noch viel mehr.
Was sind eure Lieblingswörter die euer Denken unterstützen

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Hirnregionen

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Emotionale Intelligenz

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Lebenslang lernen

Lernen ist eine der großen Aufgaben des Gehirns. Wir lernen, seitdem wir ein Baby waren. Viele denken jetzt an die Schule und das Pauken von

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Kreativität entfesseln

Veränderungen in der Wirtschaft gehen immer schneller vor sich. Die Produktzyklen werden immer kürzer. Kam ein neues Auto vor 30 Jahren alle 12 Jahre auf

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Glück und Zufriedenheit

Glücklich sein wollen wir alle, oder sagen wir fast alle. Doch was macht uns glücklich und was verschafft uns das gute Gefühl? Wir wissen mittlerweile

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