kitten with mirror on white background. kitten looks in a mirror reflection of a lion

Wie wir uns selbst manipulieren

Eines der großen Themen der Neurowissenschaften ist Priming. Es bezeichnet den Umstand, das Worte, Situationen und Umgebungen uns in unseren Meinungen und Handlungen immens beeinflussen. Malcom Gladwell hat mit „Blink“ ein ganzes Buch darüber geschrieben (Das Buch ist toll zu lesen, mit vielen Geschichten und anschaulichen Beispielen . Mittlerweile haben sich viele Professoren der Erforschung des Phänomens verschrieben. Die wichtigste Erkenntnis ist, das wir unendlich manipulierbar sind, auch wenn wir das von uns gar nicht glauben wollen. Weil jedes Detail unserer Umgebung uns massiv beeinflusst können wir uns selbst in eine gute oder schlechte Stimmung bringen. Und wir können andere in ihrer Leistung beeeinflussen. Weil Priming auch Performance beeinflusst, sollten wir uns eingehend mit diesem Phänomen beschäftigen.

Eines der interessantesten Experimente wurde gemacht von ……. Er hat Studentinnen einen Sprachtest und anschließend einen Mathetest durchführen lassen. Zuvor splittete er die Gruppe in Untergruppen. Die Gruppen mussten im Deutschtest unterschiedliche Texte lesen, zusammenfassen und Fragen dazu beantworten. Die Themen der Gruppen waren wir folgt

  1. Männer sind ähnlich intelligent wie Frauen
  2. Männer können Mathe etwas besser, weil sie in der Schule mehr gefordert werden
  3. Es wurde ein Mathe-Gen gefunden. Das liegt auf dem Y-Chromosom. Da Frauen das nicht haben, können sie auch kein Mathe

Anschließend wurde ein Mathetest durchgeführt. Dabei schnitt die letzte Gruppe wesentlich schlechter ab, als die anderen Gruppen. Sie machten nur 60% der Antworten richtig. Dabei waren Sie nicht weniger intelligent oder schlechter in Mathe. Sie waren nur anders geprimt.

Man kann sich das so erklären, dass durch den Deutschtest unterschiedliche Netzwerke im Gehirn angeschaltet worden sind bzw von der Nutzung ausgeschlossen wurden. Wenn Studentinnen 40% der Antworten, die sie eigentlich richtig beantworten könnten, nicht richtig beantworten, dann haben Sie zu bestimmten Informationen offensichtlich keinen Zugang. Durch vorhergehende Informationsaufnahme wurde diese blockiert.

Es gibt noch eine ganze Unmenge an ähnlichen Experimenten. Beschäftigung mit der eigenen Stereotype, dass afroamerikanische Menschen weniger intelligent sind, läßt sie schlechter bei Einstellungstests abschneiden. Beschäftigung mit großen oder kleinen Zahlen, läßt Studenten niedrigere oder höhere Geldbeträge für verschiedene Produkte bieten. Beschäftigung mit Professoren läßt Studenten intelligentere Antworten geben. Beschäftigung mit alten Menschen und Rente, läßt Studenten 17% langsamer laufen. Nachdenken über Ethik, läßt Menschen weniger betrügen.

Es gibt also eine Unmenge an Belegen dafür, dass die äußeren Umstände unsere Leistung beeinflussen. Dies können sein:

Gespräche über Unfähigkeit und Inkompetenz
Gespräche über Langeweile
Reden über Fehler und falsche Vorgehensweise
Unterhaltungen darüber, dass man es gar nicht schaffen kann
……

Sie können die Liste weiter fortsetzen. Und nun extrapolieren sie das mal in ihre Firma. Es gibt offensichtlich Zustände, die ihre Mitarbeiter in einen leistungsfähigeren Zustand, bzw weniger leistungsfähigeren Zustand versetzen. Worüber wird bei Ihnen an der Kaffeemaschine gesprochen?  Worüber unterhalten Sie sich im Meeting? Was treibt Ihre Gedanken um? In den meisten Firmen, in denen ich mich in den letzten Jahren aufgehalten habe, wurde über Fehler, Unfähigkeit und Missmanagement gesprochen. Und das aktiviert bestimmt nicht die Netzwerke, welche zu einer erhöhten Leistungsfähigkeit führen.

Sie werden jetzt vielleicht einwenden, dass man sich doch über Probleme unterhalten muss, um zu einer Lösung zu kommen. Sie haben Recht! Es geht aber darum, welche Netzwerke ich in der Diskussion aktiviere. Die, welche eine Lösung im Wege stehen und die welche einer Lösung förderlich sind.

Themen wie die Größe des Problems, die Auswirkungen, die Fehler die man gemacht hat, die Dinge, die man nicht kann, führen zu einer Blockade der Leistungsfähigkeit. Themen über die man sprechen sollte sind: Wie kann die Lösung aussehen?; Was sind die Optionen?; Was sind die positiven Aspekte der Situation; Wo liegen unsere Stärken? Usw.

Und jetzt sehen sie auch, wie Sie sich selbst manipulieren können, oder aber auch andere. Gehen Sie einfach zu den Kollegen, die sie richtig primen. Menschen, die sich darüber unterhalten, wie sie weiter kommen können und sich weiter entwickeln können. Menschen, die über Intelligenz und deren Erweiterung reden, Menschen die Sie inspirieren. Verzichten Sie auf die, die nur rumjammern. Gehen Sie Menschen aus dem Weg, die über die

Wörter, die verändern

Ein wichtiger Teil der Transformation ist es unsere Kommunikation verändern. Ein wichtiger Teil der Kommunikation sind Wörter. Andere Wörter führen zu einem anderen Leben. .
Warum? Weil Wörter und hier ganz besonders Metaphern ein bestimmtes Denkmuster festlegen und ein Bild aufrufen. Nehmen wir das Wort Steuererleichterungen. Das impliziert, das Steuern eine Last sind, die man leichter machen kann. Ein Wort impliziert also schon eine ganze Ideologie. Nutzen wir das Wort, dann übernehmen wir auch diese Denkweise.
Im Gegensatz dazu können Steuern auch als Mittel gesehen werden, um unser Zusammenleben geordnet ablaufen zu lassen und uns eine Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Idee geht mit der Nutzung des Wortes Steuererleichterungen aber abhanden.
Was passiert noch in unserem Kopf? Sie werden nicht allein abgespeichert sondern im verbund mit Erlebnisse, Bewertungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Bei jeder Nutzung werden bei Nutzung des Wortes mit aufgerufen und aktiviert. Das ist der Grund, warum wir bei manchen Worten sehr gute oder sehr schlechte Emotionen haben. Je emotionaler das Wort, je größer der Einfluss auf das was im Kopf passiert.
So sind mit dem Wort „Fehler“ häufig Erlebnisse gekoppelt, die wir als schwierig bewerten oder sogar frustrierend, stressig oder ärgerlich. Und so sind auch Emotionen gekoppelt, die einen nicht glücklich machen. Eventuell werden durch die Nutzung des Wortes Fehler sogar schon Widerstände gegen die Situation oder den Nutzer des Wortes ausgelöst. Das passiert im Unterbewusstsein und wir bemerken von den inneren Prozessen meist nichts. Nutze ich jetzt das Wort Fehler dann passiert bei mir im Kopf etwas mit der Bewertung der Situation und das Risiko ist groß, das ich Menschen in einen Zustand bringe, der Kreativität, Veränderungswillen und die kognitive Leistungsfähigkeit mindert.
Ja, werden einige sagen, wir sagen ja nicht nur ein Wort sondern Sätze oder ganze Geschichten. Das ist richtig. Aber häufig nutzen wir Worte die zueinander passen und ähnliche Zustände auslösen und uns an ähnliche Situationen erinnern und ein Gefühl manifestieren. Die akkumulieren und festigen dann einen negativen Zustand.
Als Führungskräfte müssen wir uns deshalb ganz oft fragen „Sind die Worte die ich nutze die richtigen für meine Zwecke? Lösen sie die richtigen Assoziationen aus und aktivieren sie die richtigen Denkmuster“?
Ich habe mich zum Beispiel dazu entschlossen Fehler zu ersetzen. Entweder durch das Wort Missgeschick oder durch das Wort Lernmöglichkeit. Im Gegensatz zu Fehler ist Lernmöglichkeit ist ein Wort das mich motiviert. Ich kann mich entwickeln und neue Möglichkeiten im Kopf finden und das auch in meinem Gegenpart bewirken.
Für Veränderungsprozesse müssen wir uns also gut überlegen, welche Wörter wir denn nutzen wollen, um Zustimmung und Motivation zu wecken. Hier meine besonderen Lieblinge.
Statt Fehler nehme ich Lernmöglichkeit
Wer ist schuld ersetze ich durch Wie ist das passiert?
Statt Problem Verbesserungsmöglichkeit/Herausforderung
MA sind im Widerstand durchMA mit Bedenken
Ich bin verzweifelt durch Ich bin kurz vor der Wende
Das ist unmöglich durch Mal sehen, wie wir das hinkriegen

Ich weiß, es gibt noch viel mehr.
Was sind eure Lieblingswörter die euer Denken unterstützen

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Hirnregionen

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Glück und Zufriedenheit

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