Thinking

Das Geheimnis des Unterbewussten

Ich habe letzte Woche ein Seminar zum Thema Neuroleadership gehalten. Während des Seminars erzählte ein Teilnehmer eine interessante Geschichte. Er ist Führungskraft und an dem Wohlergehen seiner Mitarbeiter sehr interessiert. So ging es auch der ganzen Abteilung, denn als vor einem Jahr Probleme auftauchten, fragte man die Mitarbeiter, was ihnen den in Zukunft helfen würde. Das Ergebnis waren regelmäßige Supervisionen mit der Abteilung. Die wurden auch zügig angesetzt. Nur leider meldete sich kaum jemand zu diesen Terminen an. „Was sollen wir denn da?“ fragten die Mitarbeiter oder sagten „Das wird nichts bringen“. Die Führungskräfte hinterließ diese Situation etwas frustriert, denn man hatte doch das getan, was die Mitarbeiter sich wünschten.

Unterbewusstsein und Bewusstsein kennen sich kaum

Die Geschichte spiegelt wieder, was sich in unserem Kopf abspielt. Dort haben wir den Kortex, der direkt unter unserer Schädeldecke liegt und darunter ganz viele verschiedene weitere Strukturen wie die Basalganglien oder den Gyrus cinguli. Auch das limbische System ist hier verortet. Über die Vorgänge im Kortex können wir Bewusstsein erlangen, also wissen was dort gerade geschieht (wir müssen nicht und wissen auch nicht über alles Bescheid). Die Strukturen darunter sind unserem Bewusstsein nicht zugänglich. Wir haben keine Ahnung, was dort alles vor sich geht. Dort werden Entscheidungen getroffen, Glücksgefühle ausgelöst, Ängste und Sorgen generiert und Routinetätigkeiten gesteuert. Im Unterbewusstsein sind auch die wichtigen Triebfedern unseres Lebens, unsere Bedürfnisse, lokalisiert. Die wollen manchmal (oder auch oft) ihr Recht und forcieren Handlungen, die nicht zielführend oder klug sind. Das können Drohungen sein, als Abwehr von Angriffen auf unseren Selbstwert, oder wüstes Schimpfen, weil wir die Kontrolle über unser Leben zurück haben wollen. Es gibt tausende von Möglichkeiten. Die Gründe für unsere Handlungen liegen jedoch im Dunkeln (im Unterbewusstsein). Wir wissen nicht, warum wir das ein oder andere machen.

Werden wir gefragt, warum wir dies oder das getan haben geht diese Frage an unser Bewusstsein. Denn das sollte es ja wissen. Doch das Bewusstsein hat keinen Zugriff auf unser Unbewusstes und das, was uns zu dieser Tat veranlasst hat. Es weiß nicht, warum wir so gehandelt haben und nicht anders. Die Frage bringt das Bewusstsein in Zugzwang. Wir brauchen doch einen guten Grund! Weil es den nicht kennt, erfindet es etwas, das plausibel erscheint. Das muss mit der Wirklichkeit und den wirklichen Auslösern jedoch nichts zu tun haben. Doch es wird gesagt und ist damit in der Welt. Wir handeln und rationalisieren unsere Taten später. Aber das mit voller Überzeugung.  

Wir rationalisieren was wir nicht wissen

Wenn wir damit die oben erwähnte Situation erklären wollen, so hat sich bei den Mitarbeitern folgendes abgespielt: Sie fühlten sich nicht gut, weil einige ihrer Bedürfnisse nicht befriedigt waren. Werden ständig und in großem Umfang unsere Bedürfnisse missachtet, führt das zu einer Unzufriedenheit. Werden dann die Mitarbeiter nach den Gründen gefragt, kann das Bewusstsein nichts dazu sagen, denn das Unwohlsein kommt ja aus dem Unterbewusstsein. Jetzt muss man aber was sagen, und man nimmt das Erstbeste was einem in den Sinn kommt und logisch klingt. Das sind ganz häufig Kommunikation und an zweiter Stelle Wertschätzung.

Fragt man die Mitarbeiter, was genau an der Kommunikation oder der Wertschätzung nicht stimmt, dann kommen keine klaren Aussagen. Weil, man es nicht weiß. Vielleicht kann man sich auch da etwas aus den Fingern saugen, aber auch das hat wenig mit den wahren Gründen zu tun. Wenn man diese Aussage für bare Münze nimmt und daran arbeitet, sitzt man einer Fehlinformation auf. Das ist tragisch, denn man verliert sehr viel Zeit und erhöht das Frustpotential auf beiden Seiten. Um es deutlich zu sagen, keiner macht das absichtlich und niemand hält sein Unbewusstes vorsätzlich zurück. Es passiert einfach.

Das Thema Zukunft umgeht Rationalisierungen

Sinnvoll wäre es in dieser Situation einfach mal über die Zukunft und die Wünsche für die Zukunft zu reden. Da kommen meist Vorschläge heraus, die den Mitarbeitern besonders wichtig sind und sie auch glücklich machen würden. Erstaunlicher Weise kann der Kopf diese Vorstellung recht konsistent entwickeln. Das Bewusstsein steuert die Vorstellung und das Unterbewusste das Gefühl dazu. Bei einer schönen Vorstellung beschleicht einen ein großes Glücksgefühl. Das kann man anstreben und einen Aktionsplan machen, wie und wann man was machen möchte.

Das geht jedem so. Wir alle können uns von diesem Prinzip nicht frei machen. Wir alle neigen zu Rationalisierungen, die mit der inneren Realität nichts zu tun haben. Unser Bewusstsein verbirgt das aber sehr geschickt vor uns. Es macht uns das Problem nicht bewusst, sondern gaukelt uns seine Realität vor.

Die Problematik ist meist nicht bewusst

Das Problem ist nicht erst jetzt erkannt. Schon während der ganzen Menschheit merkten schlaue Leute, das unsere Erklärungen und unser Ratio häufig recht mangelhafte Erklärungen anbietet. Mein Lieblingswissenschaftler ist Siegmund Freud, der sich sein ganzes Leben mit dem Unterbewusstsein befasste. Manche seiner Schlussfolgerungen sind sicherlich etwas obskur, aber die Idee, das viele der Probleme und psychischen Krankheiten im Unterbewusstsein begründet sind, hat er klar herausgearbeitet. Und dass wir nicht einfach an das Unbewusste herankommen, hat er auch gezeigt. Der ganze Berufsstand der Psychologen und Psychotherapeuten beruht letztlich auf dem Umstand des Unterbewusstseins und der schlechten Zugänglichkeit.

Ich bemerke die Problematik bei mir immer dann, wenn mich jemand nach einer Rechtfertigung fragt. „Warum hast du dies oder jenes gemacht?“. Dann muss ich erst einen Augenblick überlegen und dann kommen mir verschiedene Begründungen in den Sinn. Ich nehme die, die mir am plausibelsten erscheint. Schon während ich es sage, bemerke ich, das die Begründung meinem Anspruch selbst nicht standhält. Aber dann ist es schon gesagt. Und ich fange an, das Gesagte zu verteidigen. Eine Situation in der man sagt „einfach öfter mal den Mund halten“.

Firmen kostet das Unterbewusste Geld und Nerven

In Firmen führt das zu Situationen, die Zeit und Energie kosten. Wie häufig wird etwas gesagt, weil man den anderen nicht leiden kann oder man sich angegriffen fühlt. Ich sage mal, man ist emotional dagegen, die sachlichen Gründe muss das Gehirn noch konstruieren. Und die werden dann verteidigt und ewig lang diskutiert. Ich habe oft das Gefühl, das Diskussionen über Sachthemen sehr emotional geführt werden und das es um etwas anderes geht. Die ganze Aufregerei über Kleinkram kommt mir da in den Sinn. Die bemerke ich auch bei mir selbst. Hab ich mich doch tatsächlich neulich aufgeregt, weil ein Trinkglas kaputt ging.  

Bewusstsein übers Bewusstsein schaffen

Erst ein Meta-Bewusstsein (Bewusstsein über mein Bewusstsein) macht mir klar, dass mein Bewusstsein nicht alles weiß. Wie komme ich daran? Ich glaube, es gibt verschiedene Möglichkeiten. Einen Psychologen des Vertrauens zu kontaktieren, und mit ihm das Unbewusste zu erforschen ist eine Möglichkeit. Ich habe auch die Möglichkeit über mein Gefühl zu ergründen, was mein Unbewusstes denn will. Ein erfülltes Bedürfnis löst bei mir gute Gefühle aus, ein unerfülltes Abwehr und Angst. Ein Verständnis meiner Bedürfnisse ist sehr hilfreich. Jedes Angst und jedes Glücksgefühl bringt mich dann näher zu meine Bedürfnisse und zu mir selbst. Ja, ich weiß, das kann auch in die Hose gehen, weil ich interne Konflikte habe oder vor lauter Angst meine Bedürfnisse nicht zugebe. Und man kann seine Entscheidungen und Begründungen einfach öfter mal in Frage stellen. Das führt bei mir dazu mir einzugestehen, das ich oft Sachen mache, die nicht clever sind und die ziemlich dämlich waren. Und das fördert die Demut; vielleicht brauchen wir davon ja etwas mehr. 

Werde ich mein Unbewusstes je ergründen können? Ich glaube nicht, aber jedes bißchen mehr Bewusstsein erhöht mein Glücksgefühl und meine Zufriedenheit. Deshalb ist jedes Stückchen mehr Wissen über mich selbst, ein gutes Gefühl.

Viel Erfolg und viel Spaß beim Kennenlernen!

Markus Ramming

Wörter, die verändern

Ein wichtiger Teil der Transformation ist es unsere Kommunikation verändern. Ein wichtiger Teil der Kommunikation sind Wörter. Andere Wörter führen zu einem anderen Leben. .
Warum? Weil Wörter und hier ganz besonders Metaphern ein bestimmtes Denkmuster festlegen und ein Bild aufrufen. Nehmen wir das Wort Steuererleichterungen. Das impliziert, das Steuern eine Last sind, die man leichter machen kann. Ein Wort impliziert also schon eine ganze Ideologie. Nutzen wir das Wort, dann übernehmen wir auch diese Denkweise.
Im Gegensatz dazu können Steuern auch als Mittel gesehen werden, um unser Zusammenleben geordnet ablaufen zu lassen und uns eine Infrastruktur zur Verfügung zu stellen. Die Idee geht mit der Nutzung des Wortes Steuererleichterungen aber abhanden.
Was passiert noch in unserem Kopf? Sie werden nicht allein abgespeichert sondern im verbund mit Erlebnisse, Bewertungen, Gefühle und Verhaltensweisen. Bei jeder Nutzung werden bei Nutzung des Wortes mit aufgerufen und aktiviert. Das ist der Grund, warum wir bei manchen Worten sehr gute oder sehr schlechte Emotionen haben. Je emotionaler das Wort, je größer der Einfluss auf das was im Kopf passiert.
So sind mit dem Wort „Fehler“ häufig Erlebnisse gekoppelt, die wir als schwierig bewerten oder sogar frustrierend, stressig oder ärgerlich. Und so sind auch Emotionen gekoppelt, die einen nicht glücklich machen. Eventuell werden durch die Nutzung des Wortes Fehler sogar schon Widerstände gegen die Situation oder den Nutzer des Wortes ausgelöst. Das passiert im Unterbewusstsein und wir bemerken von den inneren Prozessen meist nichts. Nutze ich jetzt das Wort Fehler dann passiert bei mir im Kopf etwas mit der Bewertung der Situation und das Risiko ist groß, das ich Menschen in einen Zustand bringe, der Kreativität, Veränderungswillen und die kognitive Leistungsfähigkeit mindert.
Ja, werden einige sagen, wir sagen ja nicht nur ein Wort sondern Sätze oder ganze Geschichten. Das ist richtig. Aber häufig nutzen wir Worte die zueinander passen und ähnliche Zustände auslösen und uns an ähnliche Situationen erinnern und ein Gefühl manifestieren. Die akkumulieren und festigen dann einen negativen Zustand.
Als Führungskräfte müssen wir uns deshalb ganz oft fragen „Sind die Worte die ich nutze die richtigen für meine Zwecke? Lösen sie die richtigen Assoziationen aus und aktivieren sie die richtigen Denkmuster“?
Ich habe mich zum Beispiel dazu entschlossen Fehler zu ersetzen. Entweder durch das Wort Missgeschick oder durch das Wort Lernmöglichkeit. Im Gegensatz zu Fehler ist Lernmöglichkeit ist ein Wort das mich motiviert. Ich kann mich entwickeln und neue Möglichkeiten im Kopf finden und das auch in meinem Gegenpart bewirken.
Für Veränderungsprozesse müssen wir uns also gut überlegen, welche Wörter wir denn nutzen wollen, um Zustimmung und Motivation zu wecken. Hier meine besonderen Lieblinge.
Statt Fehler nehme ich Lernmöglichkeit
Wer ist schuld ersetze ich durch Wie ist das passiert?
Statt Problem Verbesserungsmöglichkeit/Herausforderung
MA sind im Widerstand durchMA mit Bedenken
Ich bin verzweifelt durch Ich bin kurz vor der Wende
Das ist unmöglich durch Mal sehen, wie wir das hinkriegen

Ich weiß, es gibt noch viel mehr.
Was sind eure Lieblingswörter die euer Denken unterstützen

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