Neuro-emotionale Intelligenz für eine effektive Führung

Wir wissen schon lange, wie wichtig Gefühle und Emotionen sind. Sie beeinflussen quasi unser ganzes Leben. Sie bestimmen, ob es und gut geht oder schlecht, sind maßgeblich an Entscheidungen beteiligt und ein Hauptakteur der Motivation. Und auch in unseren Firmen spielen sie eine wichtige Rolle. Besonders im Marketing und im Verkauf sind Emotionen das A und O. Nur wenn wir Produkte mit positiven Emotionen verbinden, werden sie gekauft. Ohne Emotion geht quasi nichts in unserem Leben und unserer Wirtschaft.

Emotionen bestimmen nicht nur unseren Zustand, sondern auch unser Verhältnis zu anderen. Sozialwissenschaften sagen uns schon lange, wie wichtig Freunde sind.  Zu einem glücklichen Leben brauchen wir Freunde und Familie. Geliebt zu werden, und eine tiefe Beziehung mit anderen Menschen zu haben, ist eines der wichtigsten Bedürfnisse, die wir Menschen haben. Viele Glücksforscher sind der Meinung, das wir im wesentlichen gute Beziehungen brauchen, um glücklich zu sein. Und die Neurowissenschaften bestätigen das seit einige Jahren.

Obwohl die meisten Führungskräfte Emotionen und Gefühle als eine der wichtigsten Kräfte im Verkauf ansehen, sind sie in der Führung erstaunlich zurückhaltend. Viele Manager versuchen Ihre Gefühle wegzudrücken. Sie machen das, weil sie auch merken, das Gefühle ihre Entscheidungen und ihre Verhalten beeinflussen. Sie hoffen, ohne Gefühl imstande zu sind vernünftig zu entscheiden. Sie wollen Gefühle weglassen, damit rationale Entscheidungen getroffen werden können. So wird man kalt und gefühllos. 

Es wird in keiner Firma benannt oder diskutiert, aber es gibt die Umfragen, die zeigen, das 70-80% aller Kündigungen nicht wegen des Geldes erfolgen, sondern wegen der Stimmung in der Firma und der Beziehung zum Chef. Auf der anderen Seite habe ich habe noch nie einen Chef getroffen, der gesagt hat, das er sich nicht gut mit seinen Mitarbeitern versteht. Alle halten sich für großartige Chefs mit guten Beziehungen.

Statistisch widerspricht das allen Umfrageergebnissen. Mindestens 50% der Mitarbeiter in Deutschland sind unzufrieden mit ihren Vorgesetzten. Es fehlt an Verständnis, Einfühlungsvermögen und dem richtigen Umgang. Kurzum, es fehlt an emotionaler Intelligenz. Und je höher wir in der Hierarchie kommen, je größer wird die Diskrepanz.

Warum ist das so? Emotionen und Gefühle beeinflussen unsere Entscheidungen und unser Handeln. Und gerade tiefe und ergreifende Emotionen lassen führen oft zu einem Handeln, das nicht hilfreich ist. Oft ist es getrieben vom Kampf oder Fluchtmechanismus. Und da hat unserer Verstand wenig zu sagen.

Doch die Idee, wir könnten unsere Emotionen wegdrücken ist leider eine schöne Illusion. Was Menschen stattdessen machen ist ihre Gefühle nicht mehr wahrzunehmen. Und schließen daraus, sie hätten keine mehr. Wir haben jedoch zu jeder Zeit Emotionen und Gefühle. Sie sind eng mit unserem Körper verknüpft und damit immer anwesend.

 

Warum Neuro?

Wenn wir von Emotionen reden, dann kommt häufig das limbische System ins Spiel. Der Begriff suggeriert, es würde ein klar begrenzten Bereich im Gehirn geben, der für Emotionen zuständig ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich ist noch nicht mal klar, welche Teile das limbische System ausmachen. Deshalb vermeiden viele Neurowissenschaftler den Begriff. Klar ist aber, die wichtigsten Teile des limbischen Systems, wie Amygdala, Thalamus, Gyrus cinguli und Hippocampus spielen bei Emotionen und Gefühlen eine immens wichtige Rolle.

Die Amygdala gilt als das emotionale Gedächtnis unseres Kopfes. Sie bestimmt über unsere Bedrohungs- bzw Stressreaktion indem sie die derzeitige Situation mit schon vergangenen Erlebnissen abgleicht. Die Stressreaktion ist eine der wichtigsten Überlebensreaktionen und die wichtigste Reaktion in unserem Kopf. Und natürlich hochemotional. Bei einer Aktivierung werden Ängste aktiviert und wir kommen in einen Flucht, Kampf oder Einfrierreflex. Dieses neuronale System zu verstehen, hilft besonders bei Veränderungen und Widerständen im Management. hier findet psychologische Sicherheit auf neuronaler Ebene statt. 

Darüber hinaus werden unsere Emotionen natürlich von Hormonen wie Dopamin, Serotonin, Endorphinen, Endocanabinoiden und Oxytocin beeinflusst. Der Nucleus accumbens ist wesentlich an der Ausschüttung von Dopamin und damit von positiven Gefühlen beschäftigt. Und auch der hängt wesentlich davon ab, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder werden.

Sowohl unser limbisches System als auch unsere hormonelle Ausstattung beeinflussen also wesentlich unsere emotionale Intelligenz. Wenn wir wissen, wie sie unter Kontrolle zu bringen sind bzw wie wir sie beeinflussen können, dann können wir als emotional intelligent gelten.

 

Daniel Golemans emotionale Intelligenz

Intelligenz, das ist gut. Aber emotionale Intelligenz? Messungen mit der MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) zeigen, dass generelle Intelligenz sich von der emotionalen Intelligenz unterscheidet. Während die Intelligenz an der Peripherie des Kortex lokalisiert ist, zeigt die emotionale Intelligenz hohe Aktivität im medialen Bereich. Ein hoher IQ führt nicht automatisch zu guten Beziehungen. Im Gegenteil, wir kennen doch viele Führungskräfte, die Schwierigkeiten mit guten Beziehungen haben. Es sind die emotional kompetenten Chefs, die eine leistungsfähige Kultur aufbauen, in der es Spaß macht zu arbeiten. Einer der den Begriff der emotionalen Intelligenz geprägt hat wie kein anderer, ist Daniel Goleman.

Mitfühlend und empathisch mit anderen zu sein, setzt laut Daniel Goleman voraus, das man sich seiner eigenen Gefühle und Emotionen bewusst ist und damit konstruktiv umgehen kann. Wie Gefühle in unserem Körper entstehen ist noch nicht zu 100% entschlüsselt. Antonio Damasio, Paul Ekman und viele andere Neurowissenschaftler haben jedoch bahnbrechende Erkenntnisse geliefert. Wir nennen unsern Ansatz deshalb neuro emotionale Intelligenz. Neurowissenschaften bestätigen darüber hinaus noch einmal eindrücklich wir wichtig Beziehungen für unser Wohlbefinden und auch unsere Leistungsfähigkeit sind.

Wollten Manager früher noch auf Distanz führen, sind heutzutage gute Beziehungen von besonderer Wichtigkeit. Mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter in Deutschland’s Firmen klagen über mangelnde Empathie und fehlendes Einfühlungsvermögen. Deshalb ist emotionale Intelligenz ein wichtiger Punkt im Neuroleadership. Damit Beziehungen wieder von Vertrauen und Wertschätzung geprägt werden. 

Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.“

Carl Spitteler

 

Daniel Goleman sagt, das es 4 Schritte zu emotionaler Intelligenz gibt. Die ersten beiden Schritte gehen einen selbst an und die letzten zwei beschäftigen sich mit anderen. Damit wir mit anderen mitfühlen können und mit in sozialen Gruppen interagieren können, ist es nach Goleman wichtig erst seine eigenen Gefühle zu verstehen und zu erkennen und seine eigenen Gefühle zu kontrollieren.

Das klingt so einfach. Tatsächlich ist es eine schwierige Aufgabe, mit der die meisten Manager, aber auch viele andere Menschen ihre Probleme haben. Wenn ich frage „Wie geht es Dir“ höre ich oft ein „gut“ oder „schlecht“. Wenn ich überhaupt etwas höre. Gefühle sind im Management ja häufig fehl am Platze. Deshalb versuchen viele Leute ohne Gefühle durch die Welt zu gehen. Sie blockieren ihre Wahrnehmung und denken, damit könnten sie dann rational handeln. Das ist Unsinn auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Sich Emotionen zu verschließen ist extrem gefährlich- denn wenn uns die Emotionen treiben ohne das wir ihrer bewusst sind, dann werden wir zu ihrem Spielball…..ohne das wir es merken.

Am besten ist das bei anderen zu erkennen. Bei uns selbst leider nur sehr schlecht. Aber vielleicht kennst Du das auch – der oder die Gegenüber ist sauer und in Kampfstimmung, man macht darauf aufmerksam aber die andere Seite will davon nichts wissen und behauptet in bester Verfassung zu sein. Dabei liegt der Ärger häufig in der Luft und ist deutlich zu spüren.

Noch mal zu dem gut und schlecht. Andere Begrifflichkeiten fallen Managern meistens nicht ein. Und das repräsentiert dann auch ihr Bewusstsein für Gefühle. Sie kennen nichts außer gut oder schlecht. Dabei haben wir in der deutschen Sprache mehr als 200 Begriffe um Gefühle zu beschreiben.

Wenn ich jedoch nicht weiß, welche Emotion gerade in mir stattfindet, wie soll ich mit ihr umgehen? Ich kann sie nur managen, wenn ich sie auch kenne. Deshalb ist Bewusstsein für Emotionen und Gefühle zu schaffen der erste Schritt zu emotionaler Intelligenz.

 

Warum sind Gefühle so wichtig

Wir hatten schon erwähnt, das die Amygdala alle eingehenden Informationen darauf abtestet, ob sie Bedrohungen enthalten. Gleichzeitig erkennt sie aber auch, ob wir in Situationen sind, in denen Bedürfnisse erfüllt werden. Sie schaut also immer etwas in die Zukunft und reagiert darauf. Wird gegen unsere Bedürfnisse agiert, dann kommt es zu einer Stressreaktion. Werden unsere Bedürfnisse erfüllt, dann werden Glückshormone ausgeschüttet und wir erleben ein Glücksgefühl oder zumindest eine höhere Zufriedenheit. Unsere Emotionen und Gefühle sind also eng mit unseren Bedürfnissen verknüpft. Emotional intelligente Menschen können also anhand ihres Zustandes erkennen, was sie gerade benötigen.

Das ist ein wichtiger Punkt, machen doch die meisten Menschen andere für ihre Gefühle verantwortlich. Man sagt dann „Du machst mich wahnsinnig“ oder „ Du nervst“. Damit ist man Opfer und wartet auf eine Veränderung der Situation. Emotional intelligente Menschen hören auf ihre Emotionen und das was sie ihnen sagen wollen. Emotionen geben Rückmeldung über Dich selbst, nicht über andere.

Seine Emotionen zu kennen und zu managen hat viele Vorteile. Ich erkenne Stress und kann mit ihm umgehen. Ich merke, wann ich in einer Fight, Flight oder Freeze Situation bin und weiß wie ich mich dann verhalten muss und wie ich da wieder raus komme. So werde ich emotional stabil und bin kein Spielball meiner Gefühle. Ich kann meine Ängste managen und meine Leidenschaften überblicken und gezielt einsetzen. Ich werde ausgeglichener und lebe bewusster und bin resilienter. Und dafür machen wir diesen Kurs ja!

Dass zwischen den Gefühlen und der Gesundheit starke Zusammenhänge bestehen, konnte in zahlreichen medizinischen Studien jedoch nachgewiesen werden. Besonderes die Psychoneuroimmunologie hat viele Erkenntnisse geliefert. Man weiß noch nicht genau wie, aber es ist klar das negative Gefühle das Immunsystem beeinträchtigen Unbewältigter Stress und Depressionen steigern ‒ vermutlich indirekt ‒ die Anfälligkeit für eine Vielzahl von Infektionskrankheiten.

 

Emotionen sind keine Gefühle

Bevor wir uns der emotionalen Intelligenz zuwenden, schauen wir kurz mal auf die Neurowissenschaften und was diese über Emotionen und Gefühle sagen. Auch wenn Emotionen und Gefühle überall gegenwärtig sind steckt die Erforschung noch in den Kinderschuhen. Und wenn sie den Unterschied googeln werden sie auf viele verschiedene Definitionen stoßen. Das zeigt aber nur, wie wenig wir über die Vorgänge in unserem Körper wissen, wenn es um Emotionen und Gefühle geht.

Einer der Koryphäen der Emotionsforschung ist Antonino Damásio. Er unterscheiden zwischen Emotionen, die er als Körperzustände oder auch somatische Marker beschreibt, und Gefühlen, die das bewusste Wahrnehmen von Körperzuständen und ihre Interpretation darstellen.

Damasio sagt, dass alle Erfahrungen, die ein Mensch in Laufe seines Lebens macht, in einem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert sind. Jede dieser Erfahrungen wird mit einer einfachen Bewertung „positiv“ oder „negativ“ versehen und gespeichert und mit eine Körperzustand verlinkt. Das bedeutet, die Emotionen sind deutlich mit unseren Bedürfnissen und deren Erfüllung oder Nicht-Erfüllung verlinkt. Die Reaktionen bzw die Emotionen sind genetisch festgelegt – sie können aber durch unterschiedliche Erfahrungen ausgelöst werden. Dieses Erfahrungsgedächtnis teilt sein Wissen dann über körperliches Erleben mit, die sogenannten somatischen Marker, der vom Gehirn wieder wahrgenommen wird. So lernt der Mensch im Laufe seiner Entwicklung beispielsweise, den Körperzustand, der mit der reflexartigen Flucht vor einer Gefahr verbunden ist, als Angst wahrzunehmen.

Gefühle dagegen sind Körperwahrnehmungen, welche einer komplexen Verarbeitung in unserem Gehirn unterliegen. Während die Emotionen angeboren sind und ein von außen beobachtbares körperliches Verhalten produzieren, beruhen die Gefühle auf Erfahrungen und sind erlernt.

Die Forschung von Paul Ekman spricht dafür, das Emotionen angeboren sind. Laut Paul Ekman hat jeder Mensch sieben universelle Basisemotionen. Diese Emotionen sind angeboren. In jeder Kultur und in jedem Kontinent konnte Ekman die gleichen Reaktionen auf bestimmte Ereignisse und Situationen erkennen. Die sieben Basisemotionen von Paul Ekman sind: Freude; Trauer; Wut; Angst; Abscheu;  Überraschung und Verachtung.

Diese haben uns etwas zu sagen. Das sind:

    • Angst „Du bist in Gefahr“·     
    • Wut „Jemand hat gegen Deine Grundsätze gehandelt!“
    • Traurigkeit „Du haben etwas Wichtiges verloren/verpasst!“
    • Freude/Glück „Du hast etwas Wichtiges gefunden“
    • Ekel „Ich sollte davon wegkommen“
    • Überraschung „Das habe ich nicht erwartet“

Alles andere neben diesen Emotionen sind demnach Gefühle. Die große Anzahl an Worten, die wir zur Beschreibung einsetzen können spricht für eine höhere Komplexität bei Gefühlen.

Ich nutze im Rahmen der neuro-emotionalen Intelligenz Emotionen und Gefühle synonym. Denn die Werkzeuge die wir für die Veränderung brauchen lassen sich für beide nutzen.

 

Du und ich wir sind eins. Ich kann Dir nicht weh tun, ohne mich zu verletzten.

Mahatma Gandhi

Daniel Goleman - der zweite Schritt

Bewusstsein für Emotionen kann uns helfen, sie besser zu managen. Hier ein Beispiel aus meinem eigenen Leben. Ich war früher zum Beispiel sehr eifersüchtig. Das ist eine sehr starke Emotion, die Logik im Kopf vollkommen zunichte macht. Man ist nicht mehr bei klarem Verstand unser präfrontaler Kortex ist abgeschaltet. Die Emotion regiert. Das ist der Zustand, den Führungskräfte zu fürchten. Man fängt an zu streiten, den Partner anzuklagen und zu beschuldigen. Bei alledem ist einem aber selbst nicht klar, dass man eifersüchtig ist. Man glaubt, man wäre zu Recht ärgerlich. Es ist ja wegen dem anderen.

Bemerke ich aber, das Emotionen über mich etwas aussagen, dann kann ich anfangen damit umzugehen. Ein Schritt mit Emotionen umzugehen, die einen quasi auffressen ist es, sie zu akzeptieren. Viele Leute versuchen sie wegzudrücken oder sie rauszulassen. Sie schreien dann und versuchen ihre Emotionen in Aktion zu bringen. Vielleicht wird etwas zerschlagen oder man hämmert auf etwas ein. Doch weder wegdrücken noch rauslassen helfen, sagen die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse.

Nur das bemerken, das Fühlen und das Zugeben, wie man sich fühlt, hilft. Dann kann man darüber sprechen, Gefühle beschreiben und so die Aktivität unserer Amygdala nachweislich reduzieren. Das ist die gleiche Strategie wie bei der gewaltlosen Kommunikation oder beim Harvard Verhandlungsmodel. Emotionen auf den Tisch legen, ohne jemanden zu beschuldigen. Und wenn wir das mit uns selbst machen, lernen wir mit Emotionen gut umzugehen. Weitere Strategien gibt es übrigens im Seminar „Neuro-emotionale Intelligenz“.

Empathie und soziale Kompetenz

Haben wir die ersten zwei Stufen gemeistert, dann geht es weiter. Wir wenden uns anderen Menschen zu. Erst wenn ich mich kenne, kann ich auch beim anderen erkennen, wie es ihm/ihr geht. Oder anders ausgedrückt, je besser ich mich kenne, je besser kann ich mich in den anderen hinein versetzen.

Ausschlaggebend für diese Fähigkeit ist unser Mentalizing-System und unser Spiegelneuronensystem. Haben sie schon mal gesehen, wie jemand eine Zitrone ist und gemerkt, wie sich ihr Mund zusammen zieht und voller Speichel läuft. Das ist so eine Reaktion des Spiegelneuronensystems. Es spiegelt die Aktivität der Neuronen in unserem Kopf. Schauen wir Freunden bei etwas zu, wird deren Nerzwerkaktivität quasi in unser Gehirn gespiegelt. Wir wissen genau, was beim anderen gerade passiert und in unserem Kopf löst es die gleichen Reaktionen aus.

Das System ist nicht bei jedem gleich gut ausgebildet. Ich kann das durch Nutzung verbessern und entwickeln. Je besser ich das kann, je empathischer kann ich sein. Und dann passe ich auch meine Reaktionen an das Verhalten meines Gegenübers an. Einfühlungsvermögen nennt man das auch oder empathisch mit dem anderen sein. Das ist dann die dritte Stufe der emotionalen Intelligenz.

Nutze ich meine emotionalen Fähigkeiten auch in der Gruppe, erlerne ich Stück für Stück soziale Kompetenz. Ich merke was Einfluss auf den anderen hat, aber auch wie die Firma bzw. die Belegschaft der Firma auf Nachrichten oder Kürzungen reagiert. Es wird klar, was ich tun muss, um Mitarbeiter zu motivieren und stolz auf die Firma zu machen. Und das ist eine Kompetenz, die wir heute dringend brauchen.

Was ist, wenn die Beziehungen nicht gut sind? Die interessantesten Experimente in diesem Bereich, wurden von Herrn Prof. Liebermann durchgeführt. Er hat untersucht, wie sich schmerzliche Beziehungsprobleme von physischen Schmerzen unterscheiden. Dazu legte er Probanden in den Kernspintomographen und zeigte Ihnen einen Film, in dem sich Männchen Bälle zuwarfen. Einer der Männchen war der Repräsentant des Probanden. Auf einmal hörten die anderen Mitspieler auf, den Ball zum Probanden zu werden. Er wurde ausgeschlossen. Und obwohl dies nur eine Computersimulation war, konnte man eine hohe Aktivität im Schmerzzentrum des Gehirns sehen. Im gleichen Zentrum, das auch aktiv ist, wenn man sich ein Bein oder einen Finger bricht, oder wenn man sich den Arm verstaucht. Ob Sie Liebeskummer haben oder sich ein Bein brechen, die Schmerzen sind für Sie gleich.

Diese Schmerzen haben heute viele in unseren Firmen. Dabei ist Mitgefühl aber wichtig für den Teamspirit und die Kultur. Ohne die werden wir es nicht schaffen High-Performance Teams zu erschaffen oder innovative Ideen zu generieren. Nichts ist für die junge Generation so wichtig wie gute Beziehungen und eine gute Atmosphäre.

 

Beziehung können wir auch lernen

Wir haben ein großes Bedürfnis nach Beziehungen. Das ist ein Grundbedürfnis. Jeder will gerne gute Beziehungen haben. Aber jeder lernt im Laufe des Lebens, was man für gute Beziehungen tun muss und wie sie auszusehen haben. Und das ist für alle Menschen doch sehr unterschiedlich.

Der eine glaubt, das gute Beziehungen davon geprägt sind alles gemeinsam zu tun. Der andere denkt, das man auf ihn Rücksicht nehmen soll und wieder ein anderer, dass Beziehungen darauf basieren, dass man den anderen Verhaltensweisen vorschreiben kann. Und weil jeder seine eigene Vorstellung hat, sind Beziehungen häufig so schwer. Viele Menschen kapseln sich deshalb ab, sind distanziert und versuchen gerade auf der Arbeit Emotionen und Beziehungen zu vermeiden.

 Als emotional intelligent bezeichnen wir Leute, die solide und stabile Beziehungen eingehen können, die empathisch sind und mit anderen mitfühlen können, egal wie anders sie sind. Daniel Goleman hat gezeigt, das wir dazu ein hohes Maß an Selbsterkenntnis und Bewusstsein über die eigenen Emotionen haben müssen. So beinhaltet emotionale Intelligenz ein Bewusstsein über die eigenen Emotionen, die Emotionen und Gefühle anderer Menschen und der konstruktive Umgang damit. Die Neuro-Akademie bietet deshalb einen Kurs „Neuro-emotionale Intelligenz“ für Firmen an. Damit Mitgefühl wieder gelebt wird.

Dr. Markus Ramming