Veränderungen in der Wirtschaft gehen immer schneller vor sich. Die Produktzyklen werden immer kürzer. Kam ein neues Auto vor 30 Jahren alle 12 Jahre auf den Markt, so sind es mittlerweile alle 6-8 Jahre. Kreativität, die Basis aller Innovationen, ist der Motor der Ökonomie. Aber nicht nur in der Wirtschaft ist Kreativität gefragt. Auch in unserer Gesellschaft spielt sie eine immer größere Rolle. Kreative Menschen genießen einen besonderen Status, egal ob in der Kunst, der Wirtschaft oder im Sport.
Einer der schlimmsten Irrglauben unserer heutigen Zeit sagt, dass nur wenige Menschen mit Kreativität gesegnet sind. Total falsch! Jeder kann kreativ sein. Aber Kreativität kann man verkümmern lassen oder stimulieren. Je mehr man sie nutzt, je mehr blüht sie auf.
Was ist Kreativität eigentlich? Viele Wissenschaftler haben sich mit einer Definition abgemüht, aber es hat sich bis jetzt keine durchgesetzt. Auf jeden Fall beinhaltet Kreativität einen schöpferischen Akt, der etwas Neues erfindet und der ein Denken „out of the box“ verlangt. Meine Definition ist deshalb:
Kreativität ist ein mentaler, schöpferischer Prozess, der neue Ideen in die Welt bringt.
Das Gehirn spielt bei der Kreativität eine große Rolle. Die Neurobiologie zeigt uns, dass eine besondere Form von Denken gefragt ist. Divergentes Denken nennt man das, im Gegensatz zu konvergenten Denken. Konvergentes Denken beschreibt das lineare, streng rational-logische Denken. Divergentes Denken bedeutet, sich offen, experimentierfreudig und aus vielen Richtungen kommend, mit einem Thema zu beschäftigen. Man verbindet bestehende Informationen im Gehirn, zu noch nie dagewesenen Informationen, zu etwas Neuem.
Kreativität ist nicht allein der Moment der spontanen Eingebung. Es stimmt, es gibt diese Momente, die für uns wie Aha-Effekte wirken und augenscheinlich ohne Grund auftauchen. Jede Eingebung ist das Resultat eines kreativen Prozesses, der einige Stunden oder auch Wochen dauern kann. Wenn Sie wissen, wie er funktioniert, dann können Sie sich in Zukunft viel Zeit mit der Ideenfindung sparen. Hier sind die einzelnen Schritte:
1. Frage oder Problemformulierung
Die richtige Frage ist bei der Kreativität unglaublich wichtig. Häufig sind Fragen nicht spezifisch genug und zu allgemein. Sie sind für unser Hirn zu komplex. Stellen Sie also möglichst einfache Fragen.
2. Informationssammlung
In dieser Phase sammeln wir alle Informationen zu diesem Thema. Damit aktivieren wir die notwendigen Netzwerke in unserem Gehirn und fügen weitere wichtige Informationen hinzu.
3. Inkubation
Anschließend machen wir mal bewusst etwas ganz anderes. Wir gehen spazieren, lesen ein Buch oder backen einen Kuchen. Dabei denkt das Hirn unbewusst über die Problemstellung nach. Es arbeitet, ohne dass wir etwas davon merken.
4. Einsicht
Und plötzlich kommt da diese tolle Idee, oder besser noch die vielen Ideen, die eine mögliche Lösung darstellen. Wann sie kommt, kann man nicht genau sagen.
5. Optionen bewerten und Auswahl.
Diese erhaltenen Optionen bewerten wir und suchen die beste Option aus.
6. Implementierung
Hier kommen wir ins Tun und implementieren die beste Option.
Insgesamt können Sie an drei Komponenten ansetzen, um Ihre Kreativität zu erhöhen:
– Expertise: tiefes Wissen, um alle Fakten zusammen zu tragen
– Kreatives Denken: Fähigkeit, um in der Vorstellung Probleme zu lösen
– Motivation: Energie, um mit einer Aufgabe bis zum Ende durchzuhalten
In unserer Gesellschaft gibt es eine Unmenge an mentalen Blockaden, die unsere Kreativität hemmen. Hier kurz die wichtigsten:
– Ich bin gar nicht kreativ – Unsinn. Jeder hat die Anlage kreativ zu sein.
– Für jedes Problem gibt es nur eine richtige Antwort – Quatsch. Es gibt zu jedem Problem eine Unmenge an Lösungen.
– Das ist doch nicht logisch – Viele glauben, eine Lösung müßte logisch sein. Genau, das sind kreative Lösungen meist nicht. Deshalb sind sie kreativ.
– Sei mal praktisch – Der Killer jeder Kreativität. Kreativität ist genau das Gegenteil. Nicht logisch und auf den ersten Blick auch gar nicht praktisch.
Diese Blockaden sind richtige Killer. Lassen Sie sich davon nicht irre machen.
Wie Sie ihre Kreativität steigern können?
- Beschäftigen Sie sich weniger mit sich selbst
- Beschäftigen Sie sich mit der Erforschung der Umgebung
- Versuchen Sie jeden Tag über etwas zu staunen
- Versuchen Sie, mindestens einen Menschen pro Tag in Erstaunen zu versetzen
- Schreiben Sie täglich auf, worüber Sie erstaunt waren
- Wenn Sie einen Funken Interesse verspüren, folgen Sie dem Gefühl
- Beginnen Sie jeden Morgen mit einem konkreten Ziel, aus das Sie sich freuen können
- Alles, was sie gut tun, bereitet Freude (verwandeln Sie Alltagsaktivitäten so, daß sie Freude bereiten)
- Erhöhen Sie die Komplexität einer Aufgabe, wenn Sie unterfordert sind