Kreativität und Innovation – unser Gehirn in Top-Form

Kreativität und Gehirn

Kreativität & Innovation
Das Gehirn in Bestform

Ohne Kreativität keine Innovation

Veränderungen in der Gesellschaft und der Wirtschaft gehen immer schneller vor sich. Die Produktzyklen werden immer kürzer, Innovationen immer mehr. Kam ein neues Auto vor 30 Jahren alle 12 Jahre auf den Markt, so sind es mittlerweile alle 4-6 Jahre. Und Updates werden fast jährlich eingeführt. Kreativität, die Basis aller Innovationen, ist der Motor der Ökonomie. 

Nicht nur in der Wirtschaft ist Kreativität gefragt. Auch in  unserer Gesellschaft spielt sie eine immer größere Rolle. Wir müssen Klimawandel und Umweltverschmutzung aufhalten und dazu gemeinsam neue Wege finden. Schulen, Renten, Sozialstaat – alles braucht kreative Ideen und Neuerungen. Kreativität ist auch in der Firma überall gefragt, nicht nur im Marketing. Kreativ müssen wir in allen Bereichen der Firma sein, ob das jetzt Produktion, Administration oder Logistik ist. Ohne sie keine Neuerungen und Verbesserungen. 

Doch wie können wir Kreativität fördern und unser Ideenpotential ausbauen? 

Das Problem unserer Zeit

Einer der schlimmsten Irrglauben unserer heutigen Zeit ist, dass nur wenige Menschen mit Kreativität gesegnet sind. Total falsch! Jeder kann kreativ sein. Aber Kreativität, die man nicht nutzt, kann sich nicht entwickeln. Sie verkümmert und man hat den Eindruck man hätte keine Ideen. Doch je mehr man sie nutzt, je mehr blüht sie auf.

Kreativität ist eine Gewohnheit (Robert Sternberg). Sie gehört zu unserem normalen Leben dazu und ist nicht auf Picasso, Einstein oder Warhol beschränkt. Leider werden aber kreative Ideen in unseren Schulen noch häufig abgestraft. Immer wenn Kinder sich nicht an bestimmte Vorgaben halten, gilt das als schlecht. So wird häufig die Kreativität ausgetrieben statt gefördert. Das es auch anders geht, zeigen viele alternative Konzepte, besonders in den skandinavischen Ländern.

Menschen sind kreativ, weil sie sich häufig bewusst dazu entscheiden, nicht mit einer Routine auf eine bestimmte Situation zu reagieren. Sie wollen ihre Ideen und Werte in die Welt setzen. Kreativität ist damit auch eine Routine – aber eben eine welche raus aus dem Autopiloten geht und bewusst über die Situation reflektiert. Damit man andere Wege gehen kann, gibt es einige Faktoren, welche Kreativität unterstützen.

Menschen mit einer neuen Idee gelten solange als Spinner, bis sich die Idee durchgesetzt hat

Mark Twain

Was ist denn kreativ?

Kreativität beinhaltet einen schöpferischen Akt, der etwas Neues erfindet und der ein Denken „out of the box“ verlangt. Kreativität ist ein mentaler, schöpferischer Prozess, der neue Ideen in die Welt bringt. Ideen entstehen durch die Kombination unterschiedlicher Informationen in unserem Kopf. Wir bringen neuronale Netzwerke und Informationen miteinander in Beziehung, die zuvor nichts miteinander zu tun hatten. 

Dieser Vorgang passiert ganz oft in unserem Kopf. Haben wir ein Problem und denken darüber nach, zündet unser Gehirn einen Nachbrenner. Unser Unbewusstes denkt weiter über das Problem nach. Je länger wir bewusst Zeit investiert hatten, je länger arbeitet auch unser Unbewusstes daran. Viele kreative Menschen machen deshalb bewusst Spaziergänge, Tagträumen oder folgen einer Routinetätigkeit. Dann kann unser Unbewusstes sich nämlich auf die Lösung des Problems ausrichten. 

Und plötzlich kommt dann der Aha-Effekt. Uns schießt eine tolle Idee in den Kopf. Das passiert am Tag sehr sehr oft. Aber wir haben verlernt, es zu bemerken. Wir müssen diesen spontanen Eingebungen mehr Raum geben und darauf fokussieren. Sonst sind die guten Ideen nämlich nach ein paar Sekunden verschwunden. Und für immer verloren. Mir passiert so was häufig beim Joggen. Ich habe eine tolle Idee und bin ganz begeistert davon. Früher kam ich dann nach Hause und konnte mich nur noch erinnern, dass ich eine gute Idee hatte. Welche? Ich wusste es nicht mehr. Seitdem ich das bemerkt habe, fange ich an über die Idee nachzudenken. Ich erzähle mir, wie die Idee realisiert werden könnte. Dadurch festigt sich die Idee! 

 

Unterstützende Faktoren der Kreativität

Kreative Menschen die etwas Besonderes in die Welt bringen macht aber noch mehr aus. Sie haben verschiedene unterstützende Eigenschaften, die mit der Kreativität zusammenhängen. Man kann die Faktoren als Bestandteile der Kreativität sehen, oder als separate Faktoren, welche Kreativität unterstützen.

Kreative Menschen haben auf jeden Fall einige dieser Faktoren in besonderem Maße:

a) sehen und suchen Dinge, die andere Menschen nicht erkennen
b) gehen Risiken ein, die andere Menschen aus Angst nicht eingehen
c) haben den Mut, sich der Menge zu widersetzen
d) stehen für ihre eigenen Überzeugungen ein
d) Überwinden Hindernisse und Herausforderungen

Alle diese Faktoren sind Bestandteile eines erfüllten Lebens. Aber auch Eigenschaften, die sich gegenseitig unterstützen. Das Gute ist, alle diese Eigenschaften können wir lernen und uns aneignen. Sie kommen mit der Kreativität, wenn wir sie entwickeln.  

Das Gehirn und Kreativität

Das Gehirn spielt bei der Kreativität eine große Rolle. Die Neurobiologie zeigt uns, dass eine besondere Form von Denken gefragt ist. Wir sind auf der Arbeit oft konzentriert und fokussiert. In diesem Modus kann man im Gehirn Beta-Wellen messen. Sind wir jedoch kreativ, dann sind wir außerhalb unseres Beta-Bereichs. Das kann immer dann geschehen, wenn wir entspannt und mit Ruhe durch die Welt gehen. Dann verbindet das Gehirn bestehende Informationen, zu noch nie dagewesenen Ideen, zu etwas Neuem. Die Abwechslung von Fokus und Entspannung ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für Kreativität.

Auch wenn ich überzeugt bin, das jeder kreativ sein kann, so bin ich auch überzeugt, das mit der Kreativität einige begleitende Faktoren notwendig sind, wenn wir wirklich etwas großartiges Neues in die Welt setzen wollen. Alle haben auf die ein oder andere Weise ihren Ausgangspunkt in unserem Kopf. Was wiederum zeigt wie wichtig unser Gehirn für die Kreativität ist.

 

Drei kognitive Fähigkeiten sind dabei wichtig:

a) die Fähigkeit, Probleme auf neue Weise zu sehen und den Grenzen des konventionellen Denkens entkommen
(b) die analytische Fähigkeit, die eigenen Ideen und Grenzen zu erkennen, und wissen welche Ausbrüche es wert sind, verfolgt zu werden und welche nicht
(c) das Praktische – die Fähigkeit, andere zu überzeugen und anderen Menschen den Wert der eigenen Ideen zu verkaufen und sie dafür zu begeistern

Voraussetzung, das die kognitiven Fähigkeiten wirklich zu etwas Neuem führen sind dann

Wissen
Was das Wissen betrifft, muss man genug wissen über ein Feld, um es voranzubringen. Man kann sich nicht über ein Feld hinausbewegen, wenn man nicht weiß wo es endet.  Andererseits kann Wissen über ein Fachgebiet zu einer geschlossenen und festgefahrenen Perspektive führen, Man muss sich also entscheiden sein bisheriges Wissen nutzen, sich aber auch dafür entscheiden, es nicht zu einem Hindernis werden zu lassen.

Denkstile oder Mindset
Dinge neu zu denken, zu sehen, zu fühlen und anders zu entscheiden als der Mainstream ist dabei besonders wichtig. Das ist mehr eine Gewohnheit, als eine besondere Fähigkeit. Und in großen und im Kleinen zu erkennen, welche Fragen jetzt wichtig sind und damit den Fokus anders zu setzen ist ein besonderes Mindset.  

Zu den besonderen Eigenschaften gehören auch die Resilienz mit der Überwindung von Hindernissen, Bereitschaft, vernünftige Risiken einzugehen, Ambiguität zu tolerieren, und Selbstwirksamkeit zu besitzen

Motivation
Eine intrinsische, aufgabenorientierte Motivation ist ebenfalls hilfreich. Die Forschung von Teresa Amabile hat gezeigt, das besonders Leute, mit einer intrinsischen Motivation für kreatives Arbeiten auch großartige Dinge schaffen. Menschen, die lieben was sie tun und es tun ohne ein Belohnung zu erwarten. Denn dann konzentrieren Sie sich auf die Arbeit.

Wenn diese Komponenten zusammen kommen, dann kann Kreativität besonders gut gedeihen. Auch wenn das ein oder andere nicht da ist, kann Kreativität da sein. Aber das Optimum entsteht durch die Kombination dieser Faktoren. Des weiteren bin ich davon überzeugt, das kreative Prozesse, die oben genannten Faktoren fördern, aber auch umgekehrt. Sie bedingen sich gegenseitig.

Als Kind ist jeder ein Künstler. Die Schwierigkeit liegt darin, als Erwachsener einer zu bleiben.

Pablo Picasso

 Kreativität ist ein Prozess

Kreativität ist nicht allein der Moment der spontanen Eingebung. Es stimmt, es gibt diese Momente, die für uns wie AHA-Effekte wirken und augenscheinlich ohne Grund auftauchen. Jede Eingebung ist das Resultat eines kreativen Prozesses, der einige Stunden oder auch Wochen dauern kann. Wenn Sie wissen, wie er funktioniert, dann können Sie sich in Zukunft viel Zeit mit der Ideenfindung sparen. Hier sind die einzelnen Schritte:

1. Frage oder Problemformulierung
Die richtige Frage ist bei der Kreativität unglaublich wichtig. Häufig sind Fragen nicht spezifisch genug und zu allgemein. Sie sind für unser Hirn zu komplex. Stellen Sie also möglichst einfache Fragen.
2. Informationssammlung
In dieser Phase sammeln wir alle Informationen zu diesem Thema. Damit aktivieren wir die notwendigen Netzwerke in unserem Gehirn und fügen weitere wichtige Informationen hinzu.
3. Inkubation
Anschließend machen wir mal bewusst etwas ganz anderes. Wir gehen spazieren, lesen ein Buch oder backen einen Kuchen. Dabei denkt das Hirn unbewusst über die Problemstellung nach. Es arbeitet, ohne dass wir etwas davon merken.
4. Einsicht
Und plötzlich kommt da diese tolle Idee, oder besser noch die vielen Ideen, die eine mögliche Lösung darstellen. Wann sie kommt, kann man nicht genau sagen.
5. Optionen bewerten und Auswahl.
Diese erhaltenen Optionen bewerten wir und suchen die beste Option aus.
6. Implementierung
Hier kommen wir ins Tun und implementieren die beste Option.

Insgesamt können Sie an drei Komponenten ansetzen, um Ihre Kreativität zu erhöhen:
– Expertise: tiefes Wissen, um alle Fakten zusammen zu tragen
– Kreatives Denken&Mindset: Fähigkeit, um in der Vorstellung Probleme zu lösen
– Motivation: Energie, um mit einer Aufgabe bis zum Ende durchzuhalten

Blockaden überwinden

In unserer Gesellschaft gibt es eine Unmenge an mentalen Blockaden, die unsere Kreativität hemmen. Hier kurz die wichtigsten:
– Die Überzeugung: Ich bin gar nicht kreativ! Das ist Unsinn. Jeder hat die Anlage kreativ zu sein. Aber man muss üben und sie nutzen.
– Für jedes Problem gibt es nur eine richtige Antwort. Das ist Unsinn. Es gibt zu jedem Problem eine Unmenge an Lösungen.
– Das ist doch nicht logisch. Viele glauben, eine Lösung müßte logisch sein. Genau, das sind kreative Lösungen meist nicht. Deshalb sind sie kreativ.
– Sei mal praktisch. Dieser Satz ist der Killer jeder Kreativität. Kreativität ist genau das Gegenteil. Nicht logisch und auf den ersten Blick auch gar nicht praktisch.
– Strikte Zielorientierung, fixe Lösungswege und Prozess von denen man nicht abweichen möchte
– Starke Bewertungsängste hemmen die Kreativität
– Gedankliche Schranken und Glaubenssätze sind vielleicht die größten Hemmschuhe für Kreativität. Werte und Normen verhindern ein Denken in verschiedene Richtungen, weil man diese im Kopf gar nicht denken darf. Sie kommen durch Erziehung oder kulturbedingte Zwänge zustande.

Diese Blockaden sind richtige Killer. Lassen Sie sich davon nicht irre machen. Im Neuroleadership identifizieren wir diese Blockaden und wandeln sie in kreative Energie um. 

Wie Sie ihre Kreativität steigern können?

 

Halten Sie sich an den Prozess. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema aber lassen sie dem Gehirn auch Raum, darüber nachzudenken. Es braucht Inkubationszeit.

  • Beschäftigen Sie sich weniger mit sich selbst. Beschäftigen Sie sich mit der Erforschung der Umgebung
  • Versuchen Sie jeden Tag über etwas zu staunen und etwas Neues zu entdecken. Schreiben Sie täglich auf, worüber Sie erstaunt waren
  • Versuchen Sie, mindestens einen Menschen pro Tag in Erstaunen zu versetzen
  • Wenn Sie einen Funken Interesse verspüren, folgen Sie dem Gefühl
  • Beginnen Sie jeden Morgen mit einem konkreten Ziel, auf das Sie sich freuen können
  • Alles, was sie gut tun, bereitet Freude (verwandeln Sie Alltagsaktivitäten so, daß sie Freude bereiten)
  • Erhöhen Sie die Komplexität einer Aufgabe, wenn Sie unterfordert sind
 

Neuro-emotionale Intelligenz für eine effektive Führung

Wir wissen schon lange, wie wichtig Gefühle und Emotionen sind. Sie beeinflussen quasi unser ganzes Leben. Sie bestimmen, ob es und gut geht oder schlecht, sind maßgeblich an Entscheidungen beteiligt und ein Hauptakteur der Motivation. Und auch in unseren Firmen spielen sie eine wichtige Rolle. Besonders im Marketing und im Verkauf sind Emotionen das A und O. Nur wenn wir Produkte mit positiven Emotionen verbinden, werden sie gekauft. Ohne Emotion geht quasi nichts in unserem Leben und unserer Wirtschaft.

Emotionen bestimmen nicht nur unseren Zustand, sondern auch unser Verhältnis zu anderen. Sozialwissenschaften sagen uns schon lange, wie wichtig Freunde sind.  Zu einem glücklichen Leben brauchen wir Freunde und Familie. Geliebt zu werden, und eine tiefe Beziehung mit anderen Menschen zu haben, ist eines der wichtigsten Bedürfnisse, die wir Menschen haben. Viele Glücksforscher sind der Meinung, das wir im wesentlichen gute Beziehungen brauchen, um glücklich zu sein. Und die Neurowissenschaften bestätigen das seit einige Jahren.

Obwohl die meisten Führungskräfte Emotionen und Gefühle als eine der wichtigsten Kräfte im Verkauf ansehen, sind sie in der Führung erstaunlich zurückhaltend. Viele Manager versuchen Ihre Gefühle wegzudrücken. Sie machen das, weil sie auch merken, das Gefühle ihre Entscheidungen und ihre Verhalten beeinflussen. Sie hoffen, ohne Gefühl imstande zu sind vernünftig zu entscheiden. Sie wollen Gefühle weglassen, damit rationale Entscheidungen getroffen werden können. So wird man kalt und gefühllos. 

Es wird in keiner Firma benannt oder diskutiert, aber es gibt die Umfragen, die zeigen, das 70-80% aller Kündigungen nicht wegen des Geldes erfolgen, sondern wegen der Stimmung in der Firma und der Beziehung zum Chef. Auf der anderen Seite habe ich habe noch nie einen Chef getroffen, der gesagt hat, das er sich nicht gut mit seinen Mitarbeitern versteht. Alle halten sich für großartige Chefs mit guten Beziehungen.

Statistisch widerspricht das allen Umfrageergebnissen. Mindestens 50% der Mitarbeiter in Deutschland sind unzufrieden mit ihren Vorgesetzten. Es fehlt an Verständnis, Einfühlungsvermögen und dem richtigen Umgang. Kurzum, es fehlt an emotionaler Intelligenz. Und je höher wir in der Hierarchie kommen, je größer wird die Diskrepanz.

Warum ist das so? Emotionen und Gefühle beeinflussen unsere Entscheidungen und unser Handeln. Und gerade tiefe und ergreifende Emotionen lassen führen oft zu einem Handeln, das nicht hilfreich ist. Oft ist es getrieben vom Kampf oder Fluchtmechanismus. Und da hat unserer Verstand wenig zu sagen.

Doch die Idee, wir könnten unsere Emotionen wegdrücken ist leider eine schöne Illusion. Was Menschen stattdessen machen ist ihre Gefühle nicht mehr wahrzunehmen. Und schließen daraus, sie hätten keine mehr. Wir haben jedoch zu jeder Zeit Emotionen und Gefühle. Sie sind eng mit unserem Körper verknüpft und damit immer anwesend.

 

Warum Neuro?

Wenn wir von Emotionen reden, dann kommt häufig das limbische System ins Spiel. Der Begriff suggeriert, es würde ein klar begrenzten Bereich im Gehirn geben, der für Emotionen zuständig ist. Das ist jedoch nicht der Fall. Tatsächlich ist noch nicht mal klar, welche Teile das limbische System ausmachen. Deshalb vermeiden viele Neurowissenschaftler den Begriff. Klar ist aber, die wichtigsten Teile des limbischen Systems, wie Amygdala, Thalamus, Gyrus cinguli und Hippocampus spielen bei Emotionen und Gefühlen eine immens wichtige Rolle.

Die Amygdala gilt als das emotionale Gedächtnis unseres Kopfes. Sie bestimmt über unsere Bedrohungs- bzw Stressreaktion indem sie die derzeitige Situation mit schon vergangenen Erlebnissen abgleicht. Die Stressreaktion ist eine der wichtigsten Überlebensreaktionen und die wichtigste Reaktion in unserem Kopf. Und natürlich hochemotional. Bei einer Aktivierung werden Ängste aktiviert und wir kommen in einen Flucht, Kampf oder Einfrierreflex. Dieses neuronale System zu verstehen, hilft besonders bei Veränderungen und Widerständen im Management. hier findet psychologische Sicherheit auf neuronaler Ebene statt. 

Darüber hinaus werden unsere Emotionen natürlich von Hormonen wie Dopamin, Serotonin, Endorphinen, Endocanabinoiden und Oxytocin beeinflusst. Der Nucleus accumbens ist wesentlich an der Ausschüttung von Dopamin und damit von positiven Gefühlen beschäftigt. Und auch der hängt wesentlich davon ab, ob unsere Bedürfnisse erfüllt sind oder werden.

Sowohl unser limbisches System als auch unsere hormonelle Ausstattung beeinflussen also wesentlich unsere emotionale Intelligenz. Wenn wir wissen, wie sie unter Kontrolle zu bringen sind bzw wie wir sie beeinflussen können, dann können wir als emotional intelligent gelten.

 

Daniel Golemans emotionale Intelligenz

Intelligenz, das ist gut. Aber emotionale Intelligenz? Messungen mit der MRT (Magnet-Resonanz-Tomographie) zeigen, dass generelle Intelligenz sich von der emotionalen Intelligenz unterscheidet. Während die Intelligenz an der Peripherie des Kortex lokalisiert ist, zeigt die emotionale Intelligenz hohe Aktivität im medialen Bereich. Ein hoher IQ führt nicht automatisch zu guten Beziehungen. Im Gegenteil, wir kennen doch viele Führungskräfte, die Schwierigkeiten mit guten Beziehungen haben. Es sind die emotional kompetenten Chefs, die eine leistungsfähige Kultur aufbauen, in der es Spaß macht zu arbeiten. Einer der den Begriff der emotionalen Intelligenz geprägt hat wie kein anderer, ist Daniel Goleman.

Mitfühlend und empathisch mit anderen zu sein, setzt laut Daniel Goleman voraus, das man sich seiner eigenen Gefühle und Emotionen bewusst ist und damit konstruktiv umgehen kann. Wie Gefühle in unserem Körper entstehen ist noch nicht zu 100% entschlüsselt. Antonio Damasio, Paul Ekman und viele andere Neurowissenschaftler haben jedoch bahnbrechende Erkenntnisse geliefert. Wir nennen unsern Ansatz deshalb neuro emotionale Intelligenz. Neurowissenschaften bestätigen darüber hinaus noch einmal eindrücklich wir wichtig Beziehungen für unser Wohlbefinden und auch unsere Leistungsfähigkeit sind.

Wollten Manager früher noch auf Distanz führen, sind heutzutage gute Beziehungen von besonderer Wichtigkeit. Mehr als die Hälfte aller Mitarbeiter in Deutschland’s Firmen klagen über mangelnde Empathie und fehlendes Einfühlungsvermögen. Deshalb ist emotionale Intelligenz ein wichtiger Punkt im Neuroleadership. Damit Beziehungen wieder von Vertrauen und Wertschätzung geprägt werden. 

Menschen zu finden, die mit uns fühlen und empfinden, ist wohl das schönste Glück auf Erden.“

Carl Spitteler

 

Daniel Goleman sagt, das es 4 Schritte zu emotionaler Intelligenz gibt. Die ersten beiden Schritte gehen einen selbst an und die letzten zwei beschäftigen sich mit anderen. Damit wir mit anderen mitfühlen können und mit in sozialen Gruppen interagieren können, ist es nach Goleman wichtig erst seine eigenen Gefühle zu verstehen und zu erkennen und seine eigenen Gefühle zu kontrollieren.

Das klingt so einfach. Tatsächlich ist es eine schwierige Aufgabe, mit der die meisten Manager, aber auch viele andere Menschen ihre Probleme haben. Wenn ich frage „Wie geht es Dir“ höre ich oft ein „gut“ oder „schlecht“. Wenn ich überhaupt etwas höre. Gefühle sind im Management ja häufig fehl am Platze. Deshalb versuchen viele Leute ohne Gefühle durch die Welt zu gehen. Sie blockieren ihre Wahrnehmung und denken, damit könnten sie dann rational handeln. Das ist Unsinn auch wenn wir sie nicht bewusst wahrnehmen. Sich Emotionen zu verschließen ist extrem gefährlich- denn wenn uns die Emotionen treiben ohne das wir ihrer bewusst sind, dann werden wir zu ihrem Spielball…..ohne das wir es merken.

Am besten ist das bei anderen zu erkennen. Bei uns selbst leider nur sehr schlecht. Aber vielleicht kennst Du das auch – der oder die Gegenüber ist sauer und in Kampfstimmung, man macht darauf aufmerksam aber die andere Seite will davon nichts wissen und behauptet in bester Verfassung zu sein. Dabei liegt der Ärger häufig in der Luft und ist deutlich zu spüren.

Noch mal zu dem gut und schlecht. Andere Begrifflichkeiten fallen Managern meistens nicht ein. Und das repräsentiert dann auch ihr Bewusstsein für Gefühle. Sie kennen nichts außer gut oder schlecht. Dabei haben wir in der deutschen Sprache mehr als 200 Begriffe um Gefühle zu beschreiben.

Wenn ich jedoch nicht weiß, welche Emotion gerade in mir stattfindet, wie soll ich mit ihr umgehen? Ich kann sie nur managen, wenn ich sie auch kenne. Deshalb ist Bewusstsein für Emotionen und Gefühle zu schaffen der erste Schritt zu emotionaler Intelligenz.

 

Warum sind Gefühle so wichtig

Wir hatten schon erwähnt, das die Amygdala alle eingehenden Informationen darauf abtestet, ob sie Bedrohungen enthalten. Gleichzeitig erkennt sie aber auch, ob wir in Situationen sind, in denen Bedürfnisse erfüllt werden. Sie schaut also immer etwas in die Zukunft und reagiert darauf. Wird gegen unsere Bedürfnisse agiert, dann kommt es zu einer Stressreaktion. Werden unsere Bedürfnisse erfüllt, dann werden Glückshormone ausgeschüttet und wir erleben ein Glücksgefühl oder zumindest eine höhere Zufriedenheit. Unsere Emotionen und Gefühle sind also eng mit unseren Bedürfnissen verknüpft. Emotional intelligente Menschen können also anhand ihres Zustandes erkennen, was sie gerade benötigen.

Das ist ein wichtiger Punkt, machen doch die meisten Menschen andere für ihre Gefühle verantwortlich. Man sagt dann „Du machst mich wahnsinnig“ oder „ Du nervst“. Damit ist man Opfer und wartet auf eine Veränderung der Situation. Emotional intelligente Menschen hören auf ihre Emotionen und das was sie ihnen sagen wollen. Emotionen geben Rückmeldung über Dich selbst, nicht über andere.

Seine Emotionen zu kennen und zu managen hat viele Vorteile. Ich erkenne Stress und kann mit ihm umgehen. Ich merke, wann ich in einer Fight, Flight oder Freeze Situation bin und weiß wie ich mich dann verhalten muss und wie ich da wieder raus komme. So werde ich emotional stabil und bin kein Spielball meiner Gefühle. Ich kann meine Ängste managen und meine Leidenschaften überblicken und gezielt einsetzen. Ich werde ausgeglichener und lebe bewusster und bin resilienter. Und dafür machen wir diesen Kurs ja!

Dass zwischen den Gefühlen und der Gesundheit starke Zusammenhänge bestehen, konnte in zahlreichen medizinischen Studien jedoch nachgewiesen werden. Besonderes die Psychoneuroimmunologie hat viele Erkenntnisse geliefert. Man weiß noch nicht genau wie, aber es ist klar das negative Gefühle das Immunsystem beeinträchtigen Unbewältigter Stress und Depressionen steigern ‒ vermutlich indirekt ‒ die Anfälligkeit für eine Vielzahl von Infektionskrankheiten.

 

Emotionen sind keine Gefühle

Bevor wir uns der emotionalen Intelligenz zuwenden, schauen wir kurz mal auf die Neurowissenschaften und was diese über Emotionen und Gefühle sagen. Auch wenn Emotionen und Gefühle überall gegenwärtig sind steckt die Erforschung noch in den Kinderschuhen. Und wenn sie den Unterschied googeln werden sie auf viele verschiedene Definitionen stoßen. Das zeigt aber nur, wie wenig wir über die Vorgänge in unserem Körper wissen, wenn es um Emotionen und Gefühle geht.

Einer der Koryphäen der Emotionsforschung ist Antonino Damásio. Er unterscheiden zwischen Emotionen, die er als Körperzustände oder auch somatische Marker beschreibt, und Gefühlen, die das bewusste Wahrnehmen von Körperzuständen und ihre Interpretation darstellen.

Damasio sagt, dass alle Erfahrungen, die ein Mensch in Laufe seines Lebens macht, in einem emotionalen Erfahrungsgedächtnis gespeichert sind. Jede dieser Erfahrungen wird mit einer einfachen Bewertung „positiv“ oder „negativ“ versehen und gespeichert und mit eine Körperzustand verlinkt. Das bedeutet, die Emotionen sind deutlich mit unseren Bedürfnissen und deren Erfüllung oder Nicht-Erfüllung verlinkt. Die Reaktionen bzw die Emotionen sind genetisch festgelegt – sie können aber durch unterschiedliche Erfahrungen ausgelöst werden. Dieses Erfahrungsgedächtnis teilt sein Wissen dann über körperliches Erleben mit, die sogenannten somatischen Marker, der vom Gehirn wieder wahrgenommen wird. So lernt der Mensch im Laufe seiner Entwicklung beispielsweise, den Körperzustand, der mit der reflexartigen Flucht vor einer Gefahr verbunden ist, als Angst wahrzunehmen.

Gefühle dagegen sind Körperwahrnehmungen, welche einer komplexen Verarbeitung in unserem Gehirn unterliegen. Während die Emotionen angeboren sind und ein von außen beobachtbares körperliches Verhalten produzieren, beruhen die Gefühle auf Erfahrungen und sind erlernt.

Die Forschung von Paul Ekman spricht dafür, das Emotionen angeboren sind. Laut Paul Ekman hat jeder Mensch sieben universelle Basisemotionen. Diese Emotionen sind angeboren. In jeder Kultur und in jedem Kontinent konnte Ekman die gleichen Reaktionen auf bestimmte Ereignisse und Situationen erkennen. Die sieben Basisemotionen von Paul Ekman sind: Freude; Trauer; Wut; Angst; Abscheu;  Überraschung und Verachtung.

Diese haben uns etwas zu sagen. Das sind:

    • Angst „Du bist in Gefahr“·     
    • Wut „Jemand hat gegen Deine Grundsätze gehandelt!“
    • Traurigkeit „Du haben etwas Wichtiges verloren/verpasst!“
    • Freude/Glück „Du hast etwas Wichtiges gefunden“
    • Ekel „Ich sollte davon wegkommen“
    • Überraschung „Das habe ich nicht erwartet“

Alles andere neben diesen Emotionen sind demnach Gefühle. Die große Anzahl an Worten, die wir zur Beschreibung einsetzen können spricht für eine höhere Komplexität bei Gefühlen.

Ich nutze im Rahmen der neuro-emotionalen Intelligenz Emotionen und Gefühle synonym. Denn die Werkzeuge die wir für die Veränderung brauchen lassen sich für beide nutzen.

 

Du und ich wir sind eins. Ich kann Dir nicht weh tun, ohne mich zu verletzten.

Mahatma Gandhi

Daniel Goleman - der zweite Schritt

Bewusstsein für Emotionen kann uns helfen, sie besser zu managen. Hier ein Beispiel aus meinem eigenen Leben. Ich war früher zum Beispiel sehr eifersüchtig. Das ist eine sehr starke Emotion, die Logik im Kopf vollkommen zunichte macht. Man ist nicht mehr bei klarem Verstand unser präfrontaler Kortex ist abgeschaltet. Die Emotion regiert. Das ist der Zustand, den Führungskräfte zu fürchten. Man fängt an zu streiten, den Partner anzuklagen und zu beschuldigen. Bei alledem ist einem aber selbst nicht klar, dass man eifersüchtig ist. Man glaubt, man wäre zu Recht ärgerlich. Es ist ja wegen dem anderen.

Bemerke ich aber, das Emotionen über mich etwas aussagen, dann kann ich anfangen damit umzugehen. Ein Schritt mit Emotionen umzugehen, die einen quasi auffressen ist es, sie zu akzeptieren. Viele Leute versuchen sie wegzudrücken oder sie rauszulassen. Sie schreien dann und versuchen ihre Emotionen in Aktion zu bringen. Vielleicht wird etwas zerschlagen oder man hämmert auf etwas ein. Doch weder wegdrücken noch rauslassen helfen, sagen die neurowissenschaftlichen Erkenntnisse.

Nur das bemerken, das Fühlen und das Zugeben, wie man sich fühlt, hilft. Dann kann man darüber sprechen, Gefühle beschreiben und so die Aktivität unserer Amygdala nachweislich reduzieren. Das ist die gleiche Strategie wie bei der gewaltlosen Kommunikation oder beim Harvard Verhandlungsmodel. Emotionen auf den Tisch legen, ohne jemanden zu beschuldigen. Und wenn wir das mit uns selbst machen, lernen wir mit Emotionen gut umzugehen. Weitere Strategien gibt es übrigens im Seminar „Neuro-emotionale Intelligenz“.

Empathie und soziale Kompetenz

Haben wir die ersten zwei Stufen gemeistert, dann geht es weiter. Wir wenden uns anderen Menschen zu. Erst wenn ich mich kenne, kann ich auch beim anderen erkennen, wie es ihm/ihr geht. Oder anders ausgedrückt, je besser ich mich kenne, je besser kann ich mich in den anderen hinein versetzen.

Ausschlaggebend für diese Fähigkeit ist unser Mentalizing-System und unser Spiegelneuronensystem. Haben sie schon mal gesehen, wie jemand eine Zitrone ist und gemerkt, wie sich ihr Mund zusammen zieht und voller Speichel läuft. Das ist so eine Reaktion des Spiegelneuronensystems. Es spiegelt die Aktivität der Neuronen in unserem Kopf. Schauen wir Freunden bei etwas zu, wird deren Nerzwerkaktivität quasi in unser Gehirn gespiegelt. Wir wissen genau, was beim anderen gerade passiert und in unserem Kopf löst es die gleichen Reaktionen aus.

Das System ist nicht bei jedem gleich gut ausgebildet. Ich kann das durch Nutzung verbessern und entwickeln. Je besser ich das kann, je empathischer kann ich sein. Und dann passe ich auch meine Reaktionen an das Verhalten meines Gegenübers an. Einfühlungsvermögen nennt man das auch oder empathisch mit dem anderen sein. Das ist dann die dritte Stufe der emotionalen Intelligenz.

Nutze ich meine emotionalen Fähigkeiten auch in der Gruppe, erlerne ich Stück für Stück soziale Kompetenz. Ich merke was Einfluss auf den anderen hat, aber auch wie die Firma bzw. die Belegschaft der Firma auf Nachrichten oder Kürzungen reagiert. Es wird klar, was ich tun muss, um Mitarbeiter zu motivieren und stolz auf die Firma zu machen. Und das ist eine Kompetenz, die wir heute dringend brauchen.

Was ist, wenn die Beziehungen nicht gut sind? Die interessantesten Experimente in diesem Bereich, wurden von Herrn Prof. Liebermann durchgeführt. Er hat untersucht, wie sich schmerzliche Beziehungsprobleme von physischen Schmerzen unterscheiden. Dazu legte er Probanden in den Kernspintomographen und zeigte Ihnen einen Film, in dem sich Männchen Bälle zuwarfen. Einer der Männchen war der Repräsentant des Probanden. Auf einmal hörten die anderen Mitspieler auf, den Ball zum Probanden zu werden. Er wurde ausgeschlossen. Und obwohl dies nur eine Computersimulation war, konnte man eine hohe Aktivität im Schmerzzentrum des Gehirns sehen. Im gleichen Zentrum, das auch aktiv ist, wenn man sich ein Bein oder einen Finger bricht, oder wenn man sich den Arm verstaucht. Ob Sie Liebeskummer haben oder sich ein Bein brechen, die Schmerzen sind für Sie gleich.

Diese Schmerzen haben heute viele in unseren Firmen. Dabei ist Mitgefühl aber wichtig für den Teamspirit und die Kultur. Ohne die werden wir es nicht schaffen High-Performance Teams zu erschaffen oder innovative Ideen zu generieren. Nichts ist für die junge Generation so wichtig wie gute Beziehungen und eine gute Atmosphäre.

 

Beziehung können wir auch lernen

Wir haben ein großes Bedürfnis nach Beziehungen. Das ist ein Grundbedürfnis. Jeder will gerne gute Beziehungen haben. Aber jeder lernt im Laufe des Lebens, was man für gute Beziehungen tun muss und wie sie auszusehen haben. Und das ist für alle Menschen doch sehr unterschiedlich.

Der eine glaubt, das gute Beziehungen davon geprägt sind alles gemeinsam zu tun. Der andere denkt, das man auf ihn Rücksicht nehmen soll und wieder ein anderer, dass Beziehungen darauf basieren, dass man den anderen Verhaltensweisen vorschreiben kann. Und weil jeder seine eigene Vorstellung hat, sind Beziehungen häufig so schwer. Viele Menschen kapseln sich deshalb ab, sind distanziert und versuchen gerade auf der Arbeit Emotionen und Beziehungen zu vermeiden.

 Als emotional intelligent bezeichnen wir Leute, die solide und stabile Beziehungen eingehen können, die empathisch sind und mit anderen mitfühlen können, egal wie anders sie sind. Daniel Goleman hat gezeigt, das wir dazu ein hohes Maß an Selbsterkenntnis und Bewusstsein über die eigenen Emotionen haben müssen. So beinhaltet emotionale Intelligenz ein Bewusstsein über die eigenen Emotionen, die Emotionen und Gefühle anderer Menschen und der konstruktive Umgang damit. Die Neuro-Akademie bietet deshalb einen Kurs „Neuro-emotionale Intelligenz“ für Firmen an. Damit Mitgefühl wieder gelebt wird.

Dr. Markus Ramming

Kreativität entfesseln

Veränderungen in der Wirtschaft gehen immer schneller vor sich. Die Produktzyklen werden immer kürzer. Kam ein neues Auto vor 30 Jahren alle 12 Jahre auf den Markt, so sind es mittlerweile alle 5-7 Jahre. Kreativität, die Basis aller Innovationen, ist der Motor der Ökonomie. Aber nicht nur in der Wirtschaft ist Kreativität gefragt. Auch in  unserer Gesellschaft spielt sie eine immer größere Rolle. Kreative Menschen genießen einen besonderen Status, egal ob in der Kunst, im Marketing oder im Sport. Dabei ist Kreativität nicht nur in besonderen Berufen wichtig. Kreativ müssen wir in allen Bereichen der Firma sein, ob das jetzt Produktion, Administration oder Logistik ist. Ohne Kreativität keine Neuerungen und Verbesserungen.

Einer der schlimmsten Irrglauben unserer heutigen Zeit ist, dass nur wenige Menschen mit Kreativität gesegnet sind. Total falsch! Jeder kann kreativ sein. Aber Kreativität, die man nicht nutzt, kann sich nicht entwickeln. Sie verkümmert und man hat den Eindruck man hätte keine Ideen. Doch je mehr man sie nutzt, je mehr blüht sie auf.

Was ist denn kreativ?

Viele Wissenschaftler haben sich mit einer Definition abgemüht, aber es hat sich bis jetzt keine der Definitionen durchgesetzt. Auf jeden Fall beinhaltet Kreativität einen schöpferischen Akt, der etwas Neues erfindet und der ein Denken „out of the box“ verlangt. Kreativität ist ein mentaler, schöpferischer Prozess, der neue Ideen in die Welt bringt. Wissenschaftler unterscheiden zwischen alltäglicher und außergewöhnlicher Kreativität. Alltägliche Kreativität ist die Neugestaltung des Wohnzimmers oder die Improvisation bei der Zubereitung eines leckeren Essens. Außergewöhnliche Kreativität ist die auf der Ebene von Fachleuten und Genies, in der Lösungen gefunden werden, die es noch nie auf der Welt gegeben hat. Die Übergänge sind jedoch fließend, doch ist die außergewöhnliche Kreativität nicht nur für die kreative Person von Bedeutung, sondern auch die Allgemeinheit.

Gehirn & Kreativität

Das Gehirn spielt bei der Kreativität eine große Rolle. Die Neurobiologie zeigt uns, dass eine besondere Form von Denken gefragt ist. Wir sind auf der Arbeit oft konzentriert und fokussiert. In diesem Modus kann man im Gehirn Beta-Wellen messen. Sind wir jedoch kreativ, dann sind Alpha-Wellen zu messen. Das ist auch der Zustand, den Wissenschaftler häufig mit „Default“ Zustand bezeichnen. Das Gehirn spring von einem Gedanken zum anderen. Andere nennen es „Mind wandering“. Hat man sich lange mit einem Thema beschäftigt, dann läuft in diesem Zustand die Suche unbewusst weiter. Man verbindet bestehende Informationen im Gehirn, zu noch nie dagewesenen Informationen, zu etwas Neuem. Entspannt, einfach sein Gehirn treiben lassen, ist deshalb eine wichtige Voraussetzung für Kreativität.

Kreativität ist ein Prozess

Kreativität ist nicht allein der Moment der spontanen Eingebung. Es stimmt, es gibt diese Momente, die für uns wie Aha-Effekte wirken und augenscheinlich ohne Grund auftauchen. Jede Eingebung ist das Resultat eines kreativen Prozesses, der einige Stunden oder auch Wochen dauern kann. Wenn Sie wissen, wie er funktioniert, dann können Sie sich in Zukunft viel Zeit mit der Ideenfindung sparen. Hier sind die einzelnen Schritte:

1. Frage oder Problemformulierung
Die richtige Frage ist bei der Kreativität unglaublich wichtig. Häufig sind Fragen nicht spezifisch genug und zu allgemein. Sie sind für unser Hirn zu komplex. Stellen Sie also möglichst einfache Fragen.
2. Informationssammlung
In dieser Phase sammeln wir alle Informationen zu diesem Thema. Damit aktivieren wir die notwendigen Netzwerke in unserem Gehirn und fügen weitere wichtige Informationen hinzu.
3. Inkubation
Anschließend machen wir mal bewusst etwas ganz anderes. Wir gehen spazieren, lesen ein Buch oder backen einen Kuchen. Dabei denkt das Hirn unbewusst über die Problemstellung nach. Es arbeitet, ohne dass wir etwas davon merken.
4. Einsicht
Und plötzlich kommt da diese tolle Idee, oder besser noch die vielen Ideen, die eine mögliche Lösung darstellen. Wann sie kommt, kann man nicht genau sagen.
5. Optionen bewerten und Auswahl.
Diese erhaltenen Optionen bewerten wir und suchen die beste Option aus.
6. Implementierung
Hier kommen wir ins Tun und implementieren die beste Option.

Insgesamt können Sie an drei Komponenten ansetzen, um Ihre Kreativität zu erhöhen:
– Expertise: tiefes Wissen, um alle Fakten zusammen zu tragen
– Kreatives Denken: Fähigkeit, um in der Vorstellung Probleme zu lösen
– Motivation: Energie, um mit einer Aufgabe bis zum Ende durchzuhalten

Blockaden

In unserer Gesellschaft gibt es eine Unmenge an mentalen Blockaden, die unsere Kreativität hemmen. Hier kurz die wichtigsten:
– Die Überzeugung: Ich bin gar nicht kreativ! Das ist Unsinn. Jeder hat die Anlage kreativ zu sein. Aber man muss üben und sie nutzen.
– Für jedes Problem gibt es nur eine richtige Antwort. Das ist Unsinn. Es gibt zu jedem Problem eine Unmenge an Lösungen.
– Das ist doch nicht logisch. Viele glauben, eine Lösung müßte logisch sein. Genau, das sind kreative Lösungen meist nicht. Deshalb sind sie kreativ.
Sei mal praktisch. Dieser Satz ist der Killer jeder Kreativität. Kreativität ist genau das Gegenteil. Nicht logisch und auf den ersten Blick auch gar nicht praktisch.
– Strikte Zielorientierung, fixe Lösungswege und Prozess von denen man nicht abweichen möchte
– Starke Bewertungsängste hemmen die Kreativität
– Gedankliche Schranken und Glaubenssätze sind vielleicht die größten Hemmschuhe für Kreativität. Werte und Normen verhindern ein Denken in verschiedene Richtungen, weil man diese im Kopf gar nicht denken darf. Sie kommen durch Erziehung oder kulturbedingte Zwänge zustande.

Diese Blockaden sind richtige Killer. Lassen Sie sich davon nicht irre machen. Im Neuroleadership versuchen wir deshalb, diese Blockaden zu erkennen und in kreative Energien zu verwandeln.

Wie Sie ihre Kreativität steigern können?

  • Halten Sie sich an den Prozess. Beschäftigen Sie sich mit dem Thema aber lassen sie dem Gehirn auch Raum, darüber nachzudenken. Es braucht Inkubationszeit.
  • Beschäftigen Sie sich weniger mit sich selbst. Beschäftigen Sie sich mit der Erforschung der Umgebung
  • Versuchen Sie jeden Tag über etwas zu staunen und etwas Neues zu entdecken. Schreiben Sie täglich auf, worüber Sie erstaunt waren
  • Versuchen Sie, mindestens einen Menschen pro Tag in Erstaunen zu versetzen
  • Wenn Sie einen Funken Interesse verspüren, folgen Sie dem Gefühl
  • Beginnen Sie jeden Morgen mit einem konkreten Ziel, auf das Sie sich freuen können
  • Alles, was sie gut tun, bereitet Freude (verwandeln Sie Alltagsaktivitäten so, daß sie Freude bereiten)
  • Erhöhen Sie die Komplexität einer Aufgabe, wenn Sie unterfordert sind

Fokus für mehr Effizienz

Wir haben in unserem Kopf zwei unabhängige Systeme, die uns steuern. Daniel Goleman nennt das Eine bottom-up und ein top-down System (Daniel Kahnemann nennt sie System 1 und System 2). Das bottom-up System läuft auch unter der Bezeichnung Autopilot. Es steuert viele unserer Verhaltensweisen und Emotionen. Der Autopilot hat Zugriff auf Routinen und Glaubenssätze, die wir im Laufe des Lebens erlernt haben. Kommt durch unsere Sinne ein entsprechender Trigger, werden die passenden Routinen abgespult. Doch das Ganze passiert unbewusst und wir haben darauf keinen Einfluss. Das top-down System hingegen untersteht unserer bewussten Kontrolle. Hier können wir überlegen, abwägen und Entscheidungen treffen. Wir sind so in der Lage strategisch zu handeln.

Der Autopilot

Wenn wir uns nicht auf eine Sache konzentrieren, wird im Gehirn automatisch das sogenannte „Default Netzwerk“ aktiviert oder auch der Autopilot angestellt. Das geschieht immer zwischen zwei Aufgaben, oder wenn Sie nicht mehr aufmerksam sind, oder wenn wir von irgendetwas abgelenkt sind. Messungen haben ergeben, das dieser Zustand, bei den meisten Leuten, mehr als 50% der Zeit einnimmt. Die meiste Zeit beschäftigt das Default-Netzwerk sich mit sich selbst oder mit Stimuli, die einen Einfluss auf das eigene Leben haben können. Sie werden sich stärker bewußt, was Sie stört oder belastet. Das System sucht nach Hinweisen für eine Bedrohung. Sobald etwas Bedrohliches erkannt wird, wird der Körper in einen aktiven Zustand versetzt (siehe Stress & Angst). So kann er sich wehren oder flüchten. Das System ist dabei wie ein Hund, der mal hier und mal da schnuppert und rasend schnell zwischen verschiedenen Eindrücken wechselt.

Sie können diesen Zustand ganz einfach induzieren, indem Sie die Augen schließen und versuchen an nichts zu denken. Dann fangen Ihre Gedanken an zu wandern. Babies haben diese Fähigkeit ab der Geburt. Auch Sie können sich fokussieren und mit einer Sache beschäftigen, sobald Sie damit aufhören, wird aber der Autopilot aktiv. Er reagiert schnell, ist sensibel Emotionen gegenüber und denkt nur sehr kurzfristig. Das System ist jedoch auch wichtig, wenn wir kreative Ideen benötigen. Es verarbeitet im Hintergrund auch das, was uns gerade umtreibt. Verknüpft verschiedene Informationen und schafft Möglichkeiten, die auf einmal in unser Bewusstsein kommen. Das sind dann unsere AHA-Erlebnisse, in denen wir besondere Ideen haben.

Das Top-Down System

Um sich mit einer bestimmten Aufgabe beschäftigen zu können, werden Aktivitäten im medialen präfrontalen Kortex durch den ventrolateralen Kortex gehemmt. Er sitzt genau hinter der rechten und linken Schläfe. Er kann kognitive, emotionale und motorische Reaktionen unterbinden und kontrolliert die Aktivität des Default Netzwerks. Dieses Top-Down System ist uns bewusst und unser Bewusstsein kann Einfluss darauf nehmen. Im Gegensatz zu dem Bottom-up System ist es langsam,

Das System wirkt wie eine Bremse neuronaler ungerichteter Aktivität. Aber, dieses System ist sehr energiehungrig. Man hat festgestellt, dass die Aktivität bei intensiver Nutzung abnimmt. Die Energiereserven müssen erst aufgefüllt werden. Jedesmal, wenn sie einen Impuls unterdrücken, ist es im Folgenden schwerer sich an etwas zu hindern. Ihre eigene Veto-Kraft wird geringer.

Wie kommt dann ein Fokus zustande? Der Präfrontale Kortex, also der hinter unserer Stirn, ist wesentlich an der Regulation unserer Aufmerksamkeit und unseres Verhaltens beteiligt. Ausfälle in dieser Region führen zu einer reduzierten Aufmerksamkeit, höherer Impulsivität, schlechterer Organisation und Planung. Die Funktion wird dabei durch Hormone Norepinephrin und Dopamin reguliert.

Fokus läßt sich lernen

Unser Autopilot möchte gerne unser Leben steuern. Wir können auch sagen, das unser Unterbewusstsein unser Leben gerne über nehmen möchte. Denn das ist äußerst Energie-effizient. Fokus kostet wesentlich mehr Energie. So gut Fokus auch ist, es gibt für unseren Kopf gute Gründe, ihn nicht zu nutzen. Allem Energieverbrauch zu Trotz, sich auf eine Sache zu konzentrieren, muss und kann man lernen. Man kann die Aufmerksamkeit bewusst in verschiedene Bahnen lenken, oder aber schleifen lassen. Fokus hilft uns, verschiedene Optionen zu überdenken, unterschiedliche Szenarien durchzuspielen und möglichst viele Informationen über ein Thema in Betracht zu ziehen. Fokus ist wie ein Muskel, den wir trainieren können. Je öfter wir ihn nutzen, je besser werden wir darin. Fokus ist wichtig für das bewusste Denken und hilft uns in den Flow zu kommen.

Flow ist ein Begriff der von Mihály Csíkszentmihály geprägt wurde. Er beschreibt einen Zustand, wenn Menschen ganz mit ihrer Arbeit verbunden sind. Zeit und Raum werden unwichtig und man ist quasi eins mit seiner Arbeit. Flow erreichen wir, wenn wir herausgefordert werden und wir all unsere Fähigkeiten einbringen müssen, um zu Lösungen zu kommen. Unsere ganze Konzentration gilt einem Ziel, wir lassen uns durch nichts ablenken.

Fokus und Multitasking

Fokussieren können wir uns nur auf eine kognitiv herausfordernde Aufgabe. Wir können keine zwei hochgeistige Aktivitäten auf einmal machen. In unserem präfrontalen Kortex ist nur Platz für eine Aufgabe. Multitasking ist nicht möglich. Wenn wir es versuchen, schalten wir einfach schnell zwischen zwei Aufgaben hin und her. Das bringt natürlich Verluste mit sich, sie werden langsamer. In der Tat hat man festgestellt, dass Menschen, die häufig versuchen Aufgaben nebeneinander zu erledigen langsamer mit der kognitiven Verarbeitung werden, egal ob sie Single-tasking oder Multitasking machen.

Multitasking geht aber doch! Routineaufgaben können Sie mit einer kognitiven Aufgabe kombinieren. Zum Beispiel Bügeln und Telefonieren, oder Auto fahren und überlegen. Weil Routineaufgaben von den Basalganglien übernommen werden, ist im Kortex Platz für andere Aufgaben.

Zu besonderer Berühmtheit ist Phineas Cage gelangt, als 1848 eine Explosion beim Eisenbahnbau eine Eisenstange seinen Kopf durchbohrte. Interessanter Weise gelangte er schnell zu Bewußtsein und konnte nach einigen Wochen wieder zur Arbeit gehen. Sein präfrontaler Kortex wurde jedoch in Mitleidenschaft gezogen. Freunde und Verwandte bemerkten schnell eine Veränderung. Er handelte irrational, war sehr harsch in seinen Bemerkungen und überaus launisch. Sein Kontrollzentrum war bei dem Unfall zerstört worden. Er konnte seinen Fokus nicht mehr richten oder sein Verhalten kontrollieren.

Fokus auf der Arbeit

Für unsere Arbeit hat das weitreichende Konsequenzen. Um effizient an einer Sache zu arbeiten, müssen wir uns Zeit nehmen. Bearbeiten Sie eine Aufgabe mindestens 15 Minuten lang sehr konzentriert, denn erst dann ist Ihr Gehirn warm gelaufen. Schalten sie Störungen wie Telefon und Handy aus, wenn Sie konzentriert arbeiten wollen. Nach jeder Störung muss sich Ihr Gehirn neu einarbeiten, Sie verlieren wertvolle Zeit. Und versuchen Sie erst gar nicht mehrere Aufgaben auf einmal zu erledigen. Das funktioniert nicht. Was dabei hilft ist ein aufgeräumter Schreibtisch auf dem nur ein Vorgang liegt. Und so gut auch eine „Open door“ Policy ist für die Kommunikation, ab und zu braucht man auch mal Ruhe, um wichtige Dinge bearbeiten zu können. Versuchen Sie öfter in den Flow zu kommen, aber geben Sie ihrem Default Netzwerk auch Raum für Ideen. In der Balance beider Systeme liegt die Kraft und die Effizienz.

Literatur

D. Kahnemann, Schnelles Denken, langsames Denken; Penguin Verlag 2016

D. Goleman, Focus; Harper 2014

Mihaly Csikszentmihalyi, Flow. Das Geheimnis des Glücks, Klett-Cotta 2019